#5 // KW24 // 16.6.2022 // Stablecoins vs. CBDCs und was Bitcoin damit zu tun hat

Block Height 741029 • Price 21,161 USD • Preis 20,235 EUR • Change from last week -30.1% • Market 🐻🐻🐻🧨🧨🧨

‌‌// Today on the Menu 📜

  • Celsius hat Fieber 🌡️
  • Stablecoins haben einen Use Case
  • CBDCs sind 💩
  • Bitcoin ist Freedom Money     ‌

// Starter 🍸

Letzte Woche noch über zu wenig Action beschwert, diese Woche Preismassaker an allen Fronten. Bitcoins Preis ist über 30% im Minus seit letzter Woche. Hier ein Screenshot von einem Dashboard. Alles rot.

via Blockchain.com

Frage: Was tun?

Antwort: Nix. Wie immer in solchen Situationen.

21.161 USD (zwischenzeitlich sogar 20.290 USD) sieht zwar schlimm aus, aber als kurze Erinnerung:

Wer seine Cost Basis noch nicht unterschritten hat, sollte bisher keine Probleme mit der Preisentwicklung haben. Diejenigen, deren Durchschnitt über dem aktuellen Kurs von ca. 21.000 USD liegt, verkaufen also mit Verlust? Sollte dies nicht unbedingt nötig sein (bei Privatanlegern oft seltener der Fall, als bei Institutionellen), einfach erstmal Ruhe bewahren und weiter beobachten. Aber nicht alle 2 Minuten auf irgendeinen Tracker schauen, sondern am Ende des Tages. Was soll schon passieren in 24 Stunden? 💎🙌 Obwohl diese Kurseinbrüche nie einfacher werden, sind sie im Laufe der Jahre zahlreiche Male vorgekommen und es hilft immer sich die grundlegende These hinter Bitcoin ins Gedächtnis zu rufen. Bitcoin ist ein knappes, digitales und transparentes Zahlungsmittel, das relativ einfach selbst verwahrt und durch ein global verteiltes Netzwerk von Knoten, auf dem Open-Source-Software läuft, ohne Zwischenhändler und Dritte übertragen und gesichert werden kann. Was ist einem selbst dieses Set an Features wert?

Der gesamte Markt leidet, die USA haben die höchste Inflation seit 1981, in Europa ist es sogar die höchste der letzten 50 Jahre. Das hilft zwar nicht unmittelbar, allerdings hilft es die Situation zu relativieren und in das Gesamtbild einzuordnen.

Heute schauen wir uns an, was CBDCs (Central Bank Digital Currencies) sind, wie sie sich von Stablecoins unterscheiden und was die weitere Entwicklung dieser zwei unterschiedlichen Arten von Digital Assets für Auswirkungen auf Bitcoin haben kann. Doch vorher noch ein ganz kurzer Ausflug in ein tagesaktuelles Thema.


// Meat 🥩

Um ganz kurz das Drama um Celsius einzuordnen, dass scheinbar an der Preisschmelze der letzten Woche beteiligt ist: Celsius ist eine Krypto Börse, die neben einfachem Handel von Währungen auch Derivate anbietet. Die meisten Börsen bieten diese Produkte mittlerweile an und versprechen ihrer Kundschaft so zusätzliche Gewinne (sogenannte Yields) über das einfache Spot Trading hinaus. Celsius haben ihrer Kundschaft utopisch hohe Yields für ihre angelegten ETHs versprochen und wiederum haben Celcius diese eingelagerten (staked) ETHs benutzt, um recht riskante Anlagestrategien zu finanzieren, die ihrer Kundschaft diese hohen Gewinne ermöglichen sollten. Diese riskanten Strategien sind, unter anderem auch durch den Absturz der zugrunde liegenden Währungen, implodiert und schubsen Celcius nun in eine Liquiditätsfalle und einen damit einhergehenden Zwangsverkauf (forced sell offs). Das Problem für die Einzelanleger//innen besteht in Celcius Entscheidung jeglichen Handel und Abhebungen auszusetzen und einzufrieren. Bitte denkt immer daran: “Not your keys, not your coins.” Und wenn ein Angebot zu gut klingt, um wahr zu sein, dann ist es das meistens auch. Das war ein sehr sehr knappes tl;dr und wer mehr Details zu dem Thema erfahren möchte, kann sich hier einen guten Überblick verschaffen:

🎱 Stablecoins

Fangen wir an mit einem kleinen Recap. In Post #1 habe ich mich dem Thema ja schon im Zuge der Ereignisse rund um Terra/LUNA gewidmet. Stablecoins sind also Kryptowährungen, deren Preis anhand von Preisbindungsmechanismen (entweder aktiv gemanaged, automatisiert und algorithmusbasiert) versucht eine andere Währung abzubilden. Es gibt auch nicht-währungsgebundene Stablecoins, deren Ziel es sein soll z.B. Gold- oder Diamantenpreise (😅) abzubilden. Alleine auf coinmarketcap.com und coingecko.com sind über 85 aktive Stablecoins aller Art aufgelistet (kurze Sidenote: habe mir ein paar Coins aus reinem Interesse näher angesehen und bei den meisten war die angegebene Website nicht (mehr) online - ein Zeichen für die Anzahl an gestarteten und verwahrlosten Projekten in dem Bereich). Außerdem wichtig ist, dass Stablecoins von privaten Unternehmen geschaffen werden, niemals von Staaten oder Institutionen (zumindest bisher).

Also, was ist also der eigentliche Nutzen eines Stablecoins, der einfach nur den Wert einer Währung abbildet? Warum benutzt man dann nicht einfach diese Währung? Und das ist genau der Punkt in Zeiten von Magic-Internet-Unicorn-Moneys. Nehmen wir z.B. US Dollar gebundene Stablecoins, wie Tether oder USDC (Circle): Möchte man auf gängigen Tauschbörsen (Cryptocurrency Exchange / CEXs), wie Kraken, FTX oder Binance Kryptowährungen kaufen, muss man zunächst den Gegenwert in einer Fiatwährung bereitstellen, d.h. man muss USD, EUR oder GBP auf ein Konto überweisen, mit Kreditkarte kaufen, oder anderweitige Drittanbieter zur Hilfe ziehen. Danach wird im Depot ein Kontostand über den eingezahlten Betrag in der jeweiligen Währung angezeigt, den man benutzen kann, um in den von der Tauschbörse angebotenen Kryptowährungen zu handeln. Hier kommen verschiedene Szenarien zu tragen, z.B. möchte man die gut angelegte Kryptowährung gewinnbringend verkaufen, und tauscht diese folglich entweder a) zurück in Fiat, b) in eine andere Kryptowährung, oder c) in einen Stablecoin.

a) Zwar ist zurück nach Fiat tauschen bei den meisten angebotenen Kryptowährungen in der Regel möglich und die meisten grossen Tauschbörsen bieten die gängigen Fiatwährungen an. Jedoch sind manche Währungen deutlich liquider als andere und der einzig wirkliche Grund in Fiatwährung zu tauschen ist, dass man sein Depot liquidieren möchte, um die Investition und die Gewinne zurück auf sein Bankkonto zu überweisen. Außerdem können hier Steuern anfallen! Echt? Echt!

b) Sollte man verkaufen wollen, um in eine andere Kryptowährung zu tauschen, bietet es sich oft an direkt mithilfe von trading pairs von einer in die andere Währung zu swappen. Das Problem hierbei ist, dass bei obskuren Währungen oft nur direkte Swaps mit z.B. Bitcoin, Ether oder einer handvoll anderen Währungen angeboten werden.

c) In diesem Fall tauscht man also von Währung 1 zu Stablecoin, um direkt anschließend zu Währung 2 zu tauschen. Das hat auch den Vorteil, dass die Liquidität bei den großen Stablecoins und der gewünschten Währung höher ist, als zwischen obskurer Währung 1 und obskurer Währung 2, da man für den gewünschten Trade auch Counterparties braucht.

Desweiteren lassen sich Stablecoins auch über Tauschbörsen hinaus versenden. Wer mit seinen Gewinnen eine Währung kaufen möchte, die Börse 1 nicht anbietet, kann also den Stablecoin zu Börse 2 senden, um dort damit die gewünschte Währung zu kaufen. Das ist mit Fiat Währungen nicht möglich.

Außerdem arbeiten die meisten automatisieren Swaps der DeFi Protokolle zwischen den vielen dezentralisierten Tauschbörsen (Decentralized Exchanges / DEXs) mit Stablecoins. Da dort die Funds non-custodial gehandelt werden, ist es hier unmöglich mit Fiat Währungen zu handeln. Stablecoins ermöglichen also den Handel mit Kryptowährungen ohne die langen Wartezeiten, bei niedrigen Transaktionskosten und ohne größere Volatilitätsrisiken (wie z.B. bei Bitcoin).

Soweit zum Anwendungsfall von Stablecoins.

💩 CBDCs

Bei Central Bank Digital Currencies handelt es sich um digitales Zentralbankgeld. Damit ist es digital und ein Zahlungsmittel. Das sind auch schon die einzigen Gemeinsamkeiten mit Kryptowährungen, ganz zu schweigen von Bitcoin. Was ist auch ein digitales Zahlungsmittel? Genau, Paypal. CBDCs sind näher verwandt mit Paypal, als mit Bitcoin.

Jede//r, die//der in einem entwickelten Land ein Bankkonto hat, verfügt heute schon über digitales Geld, denn alles was man auf seinem Konto hat (oder nicht hat) sind in einem Zentralregister gespeicherte Transaktionen. Kein Geld wird bei Überweisungen physisch verschoben. De facto ähneln Bankdienste eher Messengern wie Whatsapp, über die Nachrichten über Ab- oder Zubuchungen übermittelt werden.

Der Unterschied zu Zentralbankgeld ist, dass die Zentralbank diese Konten verwaltet, also die//der Nutzer//in das Konto direkt bei der Zentralbank führt. Viele Zentralbanken spielen in der Theorie mit der Idee CBDCs zu schaffen, jedoch weicht die zugrundeliegende Architektur stark ab. Es gibt Modelle, die sich einer (privaten) Blockchain bedienen, solche die in der Tat einem zweiten Paypal gleichen und solche, die sich vom heutigen System gar nicht unterscheiden, bis auf den Fakt, dass keine Geschäftsbank, sondern die Zentralbank selbst das Konto führt.

Es gibt also keine eindeutige Definition für CBDCs, denn die Ausgestaltung liegt bei der jeweiligen Zentralbank. Um bei den gängigen Währungen zu bleiben (Post #4), sehen wir heute, dass

  • China weitläufige Versuche an seiner Bevölkerung durchführt (digitale Autokratien brauchen digitales Geld);
  • die EZB sich mehrmals zu ihren Ambitionen geäußert und Berichte veröffentlicht hat (mit teils wahnsinnigen wie inkompetenten Inhalten);
  • die BOJ eine bisher vernachlässigbare Versuchsperiode begonnen hat;
  • die USA (vielleicht als einzig vernünftige Institution) CBDCs momentan grundlegend ablehnen, und stattdessen eine weitläufige Regulierung der existierenden Stablecoins durch die SEC vorantreiben. Gary Gensler (Vorsitzender der SEC) kennt sich mit Bitcoin aus (hat Blockchain technology, digital currencies, financial technology an der MIT gelehrt) und setzt sich dafür ein regulierte und sichere Stablecoins zu verwenden anstatt CBDCs zu schaffen.
via Porkopolis

Der größte Kritikpunkt bei der Idee die Zentralbank könnte ein eigenes digitales Geld in Umlauf bringen, ist dass dies außerhalb der eigentlichen Befugnis einer Zentralbank liegt. Konkret bedeutet dies, dass die Mandate der Zentralbanken Geldwertsicherung und Vollbeschäftigung vorsehen. Implizit bedeutet dies, dass die treibende Kraft weiterhin die Angst davor, Marktanteile an Bitcoin und digitale Währungen wie Tether oder andere ähnliche private digitale Währungen zu verlieren, ist.

Das Problem für den//die Nutzer//in, Bürger//in, uns ist, dass CBDCs anders als Cash (Scheine und Münzen in unseren Taschen, deren Herkunft sich nicht oder nur sehr schwer nachvollziehen lässt), programmiertes und transparentes Geld darstellen. Damit lässt sich die Herkunft des Geldes und somit alle historischen Daten (Art der Einnahmen, Legalität der Herkunft, Steuern bezahlt, Verbindungen zu anderen Menschen, etc.) sowie Daten über den Verwendungszweck (zukünftige Verwendung des Geldes) nachvollziehen. In einer Welt, in der Cash durch CBDCs ersetz wird, besitzen wir unser Geld nicht. Das Geld wird zu einem Überwachungsinstrument, die Zentralbank kann den Verwendungszweck von digitalem Geld lenken bzw. einschränken (sprich ein Vorbestrafter Verkehrssünder kann mit seinem digitalen Wallet kein Auto kaufen oder tanken gehen), und die//der Verbraucher//in kann nicht mehr so viel sparen (Zentralbanken wollen nicht, dass wir sparen) wie sie//er will (I'm looking at you EZB, 3000 EUR cap 👀). Klingt nach autokratischer Planwirtschaft, klingt nach komplexen Systemen, die zentral gesteuert werden sollen...

Komplexe Systeme, wie die Energieversorgung eines Staates, müssen gesteuert, überwacht und reguliert werden, dazu sollten Politiker und Berater befähigt werden. Jedoch ist eine zentrale Planung dieser Systeme nicht möglich [.]

Effekte dieser Entwicklung auf Bitcoin

Die Entwicklung von Stablecoins im Speziellen und CBDSCs (Central Bank Digital Shit Coins) haben meines Erachtens einen sehr positiven Effekt auf Bitcoin.

  • Zunächst mal führt jegliche Einführung digitaler Zahlungsmittel dazu, dass sich Nutzer wohler fühlen mit Geld im digitalen Raum umzugehen. Egal ob Apple Pay, Paypal oder die Coinbase / Kraken Wallet auf dem Telefon machen es dem Endnutzer immer selbstverständlicher sich mit digitalem Geld auseinander zu setzen. Das wird dazu führen, dass sich Zahlungen via Bitcoin oder Lightning irgendwann ganz natürlich anfühlen werden.
  • Die angesprochene Regulierung von Stablecoins durch die SEC und damit auch in weiten anderen Teilen der Welt wird dazu führen, dass viele der heute existierenden Shit Coins und Scam Tokens als Ponzi- und Pyramidensysteme entlarvt und damit verboten werden. Auch Fälle wie Terra/LUNA oder Celsius werden damit seltener möglich, was eine höhere Glaubwürdigkeit im gesamten Digital Assets Bereich erzeugen wird, aber Bitcoin insbesondere von allen anderen Kryptowährungen entkoppeln wird, weil damit von regulatorischer Seite per definitionem Bitcoin nicht mehr als gleiche Asset Klasse geführt werden wird.
  • Sollten die Zentralbanken sich wirklich dazu durchringen unsere heutigen Währungen durch ihre digitalen Währungen zu ersetzen, werden viele Menschen einen Ausweg in Bitcoin suchen. CBDCs sind per Definition das Gegenteil für was Bitcoin steht. Bitcoin ist

🟢 dezentral (CBDC ❌)

🟢 zensurresistent (CBDC ❌)

🟢 erlaubnislos (CBDC ❌)

🟢 diskriminiert nicht (CBDC ❌)

🟢 ein weltweit liquides Zahlungsmittel (CBDC ❌)

🟢 ein extrem knappes Zahlungsmittel (CBDC ❌)

🟢 einfach selbst zu verwahren (CBDC ❌)

Bitcoin = Freedom Money


// Wrap 🌯

Es war eine harte Woche für Bitcoin. Sehr hart. Aber zumindest lassen sich nach ein paar Tagen im ~20k Gürtel Anzeichen erkennen, woher der Druck nach unten kommt. Was auf jeden Fall wider einmal ganz weit hochgeschleudert wurde ist unser ewiges Mantra. Na, welches? Genau. Keine Idee für das nächste Tattoo?

Darüber hinaus freuen sich alle Zentralbanken der Welt wahrscheinlich gerade ein zweites Sternchen, dass Bitcoin einen schwachen Moment hat. Oder doch nicht? Haben die gerade etwa Besseres zu tun? Stimmt, die nächste 25/50/75 bps Erhöhung muss rechtfertigt, der nächste schwarze Peter erfunden und die nächste Güterkategorie aus dem Verbraucherpreisindex gestrichen werden. Bitte nicht stören.


// Candy 🍭

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What happened to a simple lemonade stand...
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Ich habe in der Zeit, seit ich diesen Blog schreibe, gelernt, dass der gesamte Bitcoin und Digital Assets Space verdammt riesig geworden ist. Bei der Suche nach neuen zu behandelnden Themen oder nach relevanten News, fällt es mir verdammt schwer mich zu entscheiden. Und das ist wirklich gut. Es zeigt, dass Bitcoin viel von seiner Sofortigkeit verloren hat. Hat man früher eine Woche nicht aufgepasst, konnte man den neuesten Entwicklungen schon nicht mehr folgen und große News, wie z.B. El Salvador, hätten riesige Kurssprünge verursacht. Das zeigt, dass Bitcoin eine gewisse Maturity erreicht hat und immer stabiler, verlässlicher und weniger unberechenbar wird. Bitcoin legt sich immer mehr Rüstzeug für den Weg zur Leitwährung der Welt zu.

In diesem Sinne, 2... 1... Risiko!‌

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