#59 // Block 799114 // 17.7.2023 // ETF, SEC, COIN, BLK, BINANCE 🏦📄📈 pt.1

Anfang Juni haben die Nachrichtenportale bekanntgegeben, dass BlackRock einen Antrag für einen Bitcoin-Fonds eingereicht hat. Was ist ein ETF und wie sieht ein Bitcoin-Spot-ETF aus?

// TL;DR

  • BlackRock stellt Antrag auf Bitcoin-Spot-ETF 🪨
  • Ein Bitcoin-ETF in dieser Form ist in 🇩🇪 nicht erlaubt 👎
  • Die SEC tanzt den Eiertanz 🥚

Die Nachrichten in den letzten Tagen waren relativ ruhig. Auch beim Kurs tut sich nicht viel. Es ist als ob Bitcoin ein Sommerloch erlebt. Allerdings ist eines der aktuellen Themen immer noch der Versuch, seitens BlackRock ein ETF (Exchange-Traded Fund) ähnliches Produkt bei der SEC (US Securities and Exchange Commission) anzumelden. Seit der ersten Nachricht über diesen Schritt ist einiges passiert, das ich diese Woche einordnen möchte.

Anfang Juni haben die Nachrichtenportale bekanntgegeben, dass BlackRock, der weltweit größte Vermögensverwalter, über seine iShares-Einheit einen Antrag auf einen börsengehandelten Bitcoin-Fonds eingereicht hat. Dieser Schritt des 10-Billionen-Dollar-Vermögensverwalters löste in der Bitcoin-Community auf der einen Seite große Freude und auf der anderen Seite große Besorgnis aus, weil viele einerseits das Potenzial für einen massiven Zufluss von Investitionen aus dem institutionellen Bereich sehen, während Kritiker das Risiko aufzeigen, die eine solche Produktstruktur für Bitcoin mit sich bringen könnte.

Anfangs wurde viel auch darüber diskutiert, ob es sich bei dem Produkt tatsächlich um einen ETF handeln würde - wie in vielen Artikeln beschrieben - , da das Produkt im Antrag selbst nicht als solches bezeichnet wird. Aber im Endeffekt ist klar, dass es sich um ein Finanzprodukt handelt, das alle formalen Eigenschaften eines ETF besitzt. Also, was genau ist ein ETF und wie funktioniert so ein Produkt?

ETF? Eidgenössisches Turnfest, was?

ETFs sind eine Sorte von Anlagewertpapieren, die einen bestimmten Index, Sektor, Rohstoff oder andere Vermögenswerte nachbilden. ETFs können an der Börse auf die gleiche Weise gekauft oder verkauft werden wie normale Aktien. Daher schwanken ETF-Anteilspreise den ganzen Tag, wenn der ETF gekauft und verkauft wird, was bedeutet, dass eine Arbitrage zwischen dem ETF und dem zugrunde liegenden Vermögenswert (z.B. Bitcoin) möglich ist.

ETFs werden als börsengehandelte (Exchange-Traded) Fonds bezeichnet, weil sie genau wie Aktien an einer Börse gehandelt werden. Die meisten ETFs sind so strukturiert, dass sie, ähnlich wie traditionelle Investmentfonds, mehrere zugrunde liegende Vermögenswerte halten und nicht nur einen, wie es bei einer Aktie der Fall ist. Da ETFs aus mehreren Vermögenswerten bestehen können, werden sie oft als beliebtes Mittel zur Diversifizierung des Portfolios genutzt. Auf der anderen Seite eröffnen ETFs Anlegern auch die Möglichkeit in einen Rohstoff zu investieren, ohne diesen physisch erwerben zu müssen. Anstatt sich Gold in den Tresor zu legen, kann man in seinem Portfolio also z.B. den GLD ETF kaufen, der den aktuellen Preis von Gold nachbildet. Ausser in Deutschland, da geht das nicht, denn da ein Gold-ETF, der nur einen Vermögenswert abbildet, naturgemäß nicht diversifiziert ist, ist er gemäß deutschem Gesetz nicht zugelassen, da Fonds zur Diversifikation verpflichtet sind.

ETFs haben den Vorteil, dass sie kostengünstig sind (wenn man z.B. den kompletten DAX abbilden möchte, reicht ein ETF, welcher genau das tut, anstatt verschiedene Gewichtungen von 40 verschiedenen Unternehmen zu kaufen - das spart Zeit und vor allem Gebühren), dass sie Produkte abbilden, die ein Käufer unter normalen Umständen nicht erlaubt wäre zu kaufen (z.B. darf nicht jeder Anleger in Bitcoin investieren, weil sonst Lizenzen nötig wären) und sie haben den Vorteil, dass sie über den gleichen Broker oder Service gehandelt werden können, wie andere Wertpapier-Investitionen. Der letzte Punkt ist natürlich wichtig für Neueinsteiger, da sie keine zusätzlichen Kosten haben, wenn sie ihr Wertpapierdepot nutzen können und zusätzlich bietet dieser Korridor für viele traditionelle und konservative Anleger ein gewisses Gefühl von Schutz. Diese ganze cRyPto-Welt mit ihren Plattformen, Exchanges, Casinos und Teppichhändlern ist im besten Fall schwer durchsichtig und im schlimmsten Fall mutet sie kriminell an. Doch wenn ich mir "Bitcoin" über mein Depot bei Charles Schwab, der Sparkasse, oder Flatex kaufen kann, fühlt sich das natürlich legitim und sicherer an.

Der Finanzdienstleister muss den zugrundeliegenden Vermögenswert dabei vollumfänglich besitzen, mit dem grossen ABER, dass der Vermögenswert auch verliehen werden kann. Warum das ein Problem sein könnte, besprechen wir später.

Ähnlich wie ein Gold ETF bietet ein Bitcoin ETF Anlegern also die Möglichkeit mit Bitcoin zu handeln, in Bitcoin anzulegen und Bitcoin auszuprobieren, ohne Bitcoin tatsächlich zu kaufen. Ob das gut oder schlecht ist, besprechen wir im nächsten Teil.

ETF Wasserfall

Nachdem die Nachricht über BlackRocks Antrag publik wurde, kamen auch etliche andere Finanzdienstleister hervor und stellten (neue) Anträge. WisdomTree hatten bereits zuvor schon einige Anläufe gebraucht, um ihre Anträge für Bitcoin-Spot-ETFs bei der SEC einzureichen und unterhalten schon ähnliche Produkte in anderen Ländern. Aber auch Fidelity, Invesco, Valkyrie oder ARK zogen unter anderem nach und stellten neue Anträge, natürlich nicht, ohne sich bei der Formulierung dieser eine Scheibe bei BlackRock abzuschneiden.

Die SEC hatte zuvor jegliche Anträge auf Bitcoin-Spot-ETFs abgelehnt, hingegen andere Bitcoin-verbundene Produkte, die gehebelte (BITX) und ungehebelte Bitcoin-Futures-Kontrakte (BITO) nachbilden, zugelassen. Auch gibt es eine handvoll ETFs, die börsennotierte Mining-Unternehmen bündeln, oder anderweitige Verbindung zum Bitcoin-Ökosystem suchen, indem sie Anteile von Unternehmen bündeln, die im weitesten Sinne mit Bitcoin in Berührung kommen (z.B. MSTR oder SQ). Eine Genehmigung eines Antrags auf Bitcoin-Spot-ETF hat es also bis heute durch die SEC noch nicht gegeben.

Der Standpunkt der SEC

Wie ich schon in einem ➡️ früheren Artikel beschrieben habe, ist der Standpunkt der SEC nur teilweise nachvollziehbar.

Die offizielle Begründung der SEC sind Bedenken in Bezug auf Marktmanipulation, Betrug, Liquidität und Transparenz. Die hauptauschlaggebenden Argumente sind mangelnde Preiserkennung durch hohe Volatilität, wiederum erzeugt durch einige unbekannte große Accounts und die steigende Zahl der Derivate-Produkte rund um Bitcoin, sowie die vielen unregulierten Börsen. Besonders letztere würde die SEC gerne unter ihre Kontrolle bringen. Das bedeutet bis Coinbase, Gemini, Kraken (oder andere große US Börsen) sich nicht bei der SEC registrieren und sich der SEC Regulierung unterwerfen, ist es unwahrscheinlich, dass die SEC einen Spot-ETF genehmigen wird. Dieses Argument ist schwer haltbar, da große Börsen wie Binance, FTX, oder BitMart nicht in den USA registriert sind, und kombiniert ein Vielfaches der in den USA beheimateten Börsen an Handelsvolumen umsetzen.

“[T]here’s a lot of work to be done to really protect the investing public.” - Gary Gensler, SEC Chair

Vorgeschoben wird also bei alledem immer der Schutz der Anleger. Ob dies eine schlüssige Argumentation ist, darf man ruhig in Frage stellen. Denn ein Bitcoin-Spot-ETF würde vielen Anlegern erlauben Bitcoin in ihr Portfolio aufzunehmen, ohne größeren Spekulationen ausgesetzt zu sein, wie das jetzt mit schon zugelassenen Produkten der Fall ist.

Darüber hinaus hat die SEC vielerorts erwähnt, dass sie bestrebt sind, mit Unternehmen aus der Branche einen regulatorisch klaren Weg zu finden, damit Unternehmen ihre Tätigkeiten im Sinne der SEC auszuüben. Das bezieht sich meist auf die Börsen, die nach eigenen Angaben seit Jahren versuchen, einen rechtlichen Rahmen zu schaffen, der ihnen Planungs- und Rechtssicherheit bietet. Dieser Punkt ist später nochmal wichtig. Das Problem hierbei besteht in der Natur dieser Unternehmen. Denn fast ausnahmslos sind alle betroffenen Unternehmen (wie z.B. Coinbase, Kraken, Binance, etc.) keine Bitcoin-Unternehmen, sondern Digital Assets-Unternehmen, die eben auch den Handel mit Shitcoins, Stablecoins und auf diesen Assets basierende Derivate erlauben (und vor allem wollen).

Jetzt wissen wir also, was ein ETF ist. Aber wie schaut der von BlackRock (und damit auch der anderen Finanzdienstleister) vorgeschlagene Bitcoin-Spot-ETF im Detail aus?

Bitcoin ETF

Das von BlackRock vorgeschlagene Produkt, und damit auch die der anderen - wie wir wissen, haben die anderen Anbieter ihre Anträge nachgebessert und dem von BlackRock weitestgehend angepasst - soll das Grantor-Trust-Modell übernehmen und seine Struktur dem von Gold-Investment-Trusts nachempfinden. Das bedeutet, dass der Besitz von Anteilen am Bitcoin-ETF für steuerliche Zwecke dem Besitz des zugrunde liegenden Vermögenswerts gleichkommt. Des Weiteren ist eine Rücknahmefunktion in Form von Sachleistungen vorgesehen. Das bedeutet vereinfacht, dass Anleger ihre Anteile auch direkt in Bitcoin umwandeln können. Anders als bei z.B. GBTC (➡️ #7 // KW26 // 30.6.2022 // GBTC, ETF & SEC), müssen Anteile nicht erst verkauft werden, um mit den (potentiellen) Profiten bitcoins zu kaufen. Denn der Verkauf von Anteilen an GBTC (oder ähnlichen Modellen) führt nämlich ein steuerpflichtiges Ereignis herbei, wohingegen eine Umwandlung im BlackRock Modell steuerfrei zu vollziehen ist.

Aber, und dies ist ein großes ABER, kommen nur autorisierte Kunden von BlackRock in den Genuss dieser Sachrücknahmen (Umwandlungen). D.h., im Wesentlichen können nur große Investmentfirmen mit guter Reputation Anteile in Bitcoin umtauschen, alltägliche Anleger (Depot bei Charles Schwab, der Sparkasse, oder Flatex) hingegen sind nicht in der Lage diesen tollen Steuertrick anzuwenden. Die erzeugt einen Vorhang vorgespielter Transparenz ("natürlich können alle Anteile direkt in 'physische' bitcoins getauscht werden"), wohingegen ein Großteil der zugrundeliegenden bitcoins nicht wirklich eingefordert werden wird.

Es sind sich alle einig, dass ein Bitcoin-Spot-ETF ein Winner-takes-all-market ist. Das heisst, der Anbieter, dessen Antrag als erstes von der SEC genehmigt wird, wird uber kurz oder lang den Markt fuer Bitcoin-ETFs fuer sich entscheiden, bzw. beherrschen.

Im nächsten Teil schauen wir uns an, was die wahrscheinlichen Implikationen eines Spot-ETFs für den Bitcoin-Markt sind, was die erste Reaktion seitens der SEC auf die Anträge ist, was Coinbase und in gewissem Maße auch Binance damit zu tun haben und ich stelle meine These auf, was der langfristige Plan der SEC ist und warum sie sich bisher so zögerlich verhalten hat.

🫳🎤


Zum Schluss noch ein bisschen was in eigener Sache. Wie viele bemerkt haben, ist dieser Artikel anders als sonst nicht um 21 Uhr an einem Donnerstag erschienen. So ist auch in den letzten zwei Wochen gar kein Artikel erschienen. Wie man am Titel des Artikels sehen kann, habe ich mich dazu entschieden, die wöchentliche Taktung der Artikel nicht mehr weiter zu verfolgen. Vielmehr möchte ich mich Themen dann widmen, wenn sie mir in der persönlichen Wahrnehmung als wichtig und richtig erscheinen. Außerdem möchte ich mich mit den Themen weiterhin gründlich auseinandersetzen, bevor ich sie hier bewerte, bearbeite und beschreibe. Das kann bedeuten, dass ein Thema, wie der Artikel oben, etwas länger bearbeitet wird, aber es kann auch mal sein, dass ich Gedanken zu einem Thema habe und diese in gebündelter Form aufschreiben möchte. Die wöchentliche Kadenz hat mich etwas eingeschränkt und so werde ich weiter veröffentlichen, allerdings mal regelmäßiger und mal unregelmäßiger. Ich werde die Links zu den Artikeln weiterhin auf Nostr und Twitter teilen, der einfachste Weg die Artikel dann zu erhalten, wenn sie erscheinen ist jedoch immer noch das Newsletterabo.



// Candy


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Wilde Maus an der Gruga!

In diesem Sinne, 2... 1... Risiko!‌

Sven