#9 // KW28 // 14.7.2022 // Saudi Arabi Money Rich 🇸🇦
#MAXBIDDING - Eine Meme macht im Internet die Runde. Was steckt hinter dem Meme und was haben Saudis mit Bitcoin zu tun? Was würde eine Adoption von Bitcoin seitens Saudi Arabien für den Handel mit Öl und Gas zu bedeuten?
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- Bitcoin ist das neue SWIFT 💳
- Bitcoins kommen bald nicht mehr aus Minen, sondern aus Bohrtürmen 🛢️
- Bitcoin ist halal 👳♂️🧕🙏
// Starter 🍸
Ein Meme macht auf Twitter die Runde. #MAXBIDDING spielt mit der Idee, dass Saudi Arabische Ölscheichs den Bitcoin Preis mit ihrem Vermögen (künstlich) in die Höhe treiben könnten. Natürlich handelt es sich dabei erstmal nur um ein Meme und viel Klamauk, um sich während des Bärenmarkts und der anhaltenden Horizontalbewegung des Preises abzulenken und um den den Spaß an der Sache nicht zu verlieren.
Doch hat mich der rein hypothetische Gedanke irgendwie ergriffen. Ich habe darüber nachgedacht, ob tatsächlich einfach so ein paar sehr vermögende Whales mit dem nötigen extra Kleingeld in der Hosen- oder Qamistasche auftauchen und sich den relativ "niedrigen" Preis zu nutzen machen könnten, ohne dass es handfeste Hinweise auf solche Bewegungen und größere Transkationen, die auf Saudi-Wallets zurückzuführen wären, gibt. Ein kleines Gedankenspiel also. Hypothetische Annahmen und Überlegungen.
// Meat 🥩
Öl- und Gashandel
Saudi Arabien ist der drittgrößte Ölproduzent der Welt (direkt hinter den USA und Russland), ist dabei aber der weltweit größte Exporteur von Öl, da der eigene Verbrauch der USA und Russland das gewonnene Öl zum Großteil selbst beansprucht. Saudi Arabien hingegen machen 15% der weltweiten Ölexporte alleine aus. Nicht umsonst befindet sich Saudi Aramco oft auf Platz 1 der größten Firmen der Welt nach Marktkapitalisierung. Die größten Importeure von Öl sind China, Indien, Südkorea und Japan. Wie wir bereits wissen, wird Saudi Arabisches Öl (noch) in US Dollar gehandelt.
Dank eines Abkommens zwischen Saudi Arabien und den USA in den 1970ern wird das von allen Mitgliedsstaaten der OPEC geförderte Öl in US Dollar gehandelt, im Gegenzug für militärischen Schutz der USA. Das sogenannte Petrodollar System hat dem US Dollar somit einen enormen Wert und hohe Liquidität verliehen.
Hier entstehen zwei Szenarien. 1) Saudi Arabien verkauft weiter sein Öl und Gas im Gegenzug für US Dollar, oder 2) Saudi Arabien kündigt das Petrodollar Abkommen mit den USA auf und beginnt Fremdwährungen oder alternative Zahlungsmittel zu akzeptieren.
In Szenario 1) häuft Saudi Arabien weiterhin enorme Mengen an US Dollars an, die sie entweder investieren wollen, um ihren Wohlstand zu vermehren, oder sie halten große US Dollar Reserven. Im ersten Fall bietet Bitcoin eine attraktive Alternative zu traditionellen Anlagen wie Immobilien, Gold, Aktien, Bonds, etc. Halten die Saudis jedoch große Mengen an US Dollar Reserven, gehen sie damit ein Fremdrisiko ein. Denn, wie wir bereits besprochen haben, bröckelt die Säule, auf der die Weltleitwährung US Dollar momentan steht zusehends und das Ausschließen von Russland aus dem SWIFT Zahlungssystem hat kein Zeichen der Ausfallsicherheit gesendet. Im Gegenteil, die Nachricht ist klar: Sollte sich ein Staat mit den USA überwerfen, droht ein Sanktionspaket mit gleichzeitigem Einfrieren von Dollar Reserven und der Ausschluss aus dem SWIFT System. Die derzeitige Regierung der USA steht der Saudi Arabischen Regierung rund um Kronprinz Mohammed bin Salman weniger wohlgesonnen gegenüber als frühere Regierungen, besonders seit dem Mord an Jamal Khashoggi.
Durch eine ironische Wendung der geopolitischen Verflechtungen (*Hust* Russland *Hust*), hat Joe Biden diese Woche seine Reise in den Nahen Osten angetreten, die er bei einem Besuch in Saudi Arabien abschließen wird, um dort die Wogen zwischen den Saudis und der US Regierung zu glätten.
The kingdom is a major exporter of oil and Biden is expected to push the Saudis to increase the number of barrels being produced per day to counter spiraling gas prices.
In Szenario 2) lösen sich die Saudis, namentlich Saudi Aramco, vom Dollar denominierten Öl- und Gashandel und beginnen auch Fremdwährungen für ihr Öl und Gas zu akzeptieren. Doch das bedeutet wieder Fremdrisiko. Denn sollte Saudi Arabien anfangen z.B. Chinesische Yuan zu akzeptieren, würde dies bedeuten, dass wieder Reserven in einer Fremdwährung angehäuft würden, nur diesmal würde Saudi Arabien anfangen jeweils einen Sack mit Chinesischen Yuan, einen mit Indischen Rupie, mit Südkoreanischen Won, Japanischen Yen, etc. anzuhäufen. Denn es ist eher unwahrscheinlich, dass sich diese wirtschaftlichen Kraftpakete mit der Nummer 18 der wirtschaftlich stärksten Länder auf Deals in Riyal einlassen. So öffnen sich die Saudis also gegenüber Risiken, die Schuldnerseitig hervorgerufen und von Saudi Arabien nicht kontrolliert werden können. Da wäre zum einen der Renminbi (Chinesischer Yuan), der an einen Währungskorb mit niedriger Schwankungsbreite gekoppelt ist, und somit nicht die tatsächliche Preis- und Marktentwicklung Chinas darstellt. Dazu kommen die wirklich nicht gut aussehenden News rund um Bank Runs auf ländliche Banken.
Auf der anderen Seite ist Indien zu nennen, das über Nacht Geldnoten entwerten und ähnlich zu China in sehr fortgestalteten Gesprächen über CBDCs steckt. Japans Geldpolitik steht sowieso auf einem ganz anderen Zettel und ist ein Thema für einen zukünftigen Post.
Saudi Arabien kann also anfangen alle diese verschiedenen Währungen seiner Kunden zu akzeptieren, eine alternative Leitwährung für Öl- und Gashandel etablieren (Riyal unwahrscheinlich, Euro noch unwahrscheinlicher, Renminbi riskant), oder auf alternative Zahlungsmittel wie Gold oder Bitcoin ausweichen. Da wir wissen, dass Saudis überhaupt nicht auf Gold stehen, bleibt natürlich nur Bitcoin als weitere Option 😉
Bitcoin hätte den Vorteil, dass Saudi Arabien nicht dutzenden Währungen, Wechselkursrisiken und geopolitischen Verschiebungen ausgesetzt wäre. Darüber hinaus ist eine Zahlung in Bitcoin recht einfach und ohne internationale Zahlungssysteme, wie z.B. SWIFT, durchführbar.
Kurz zusammengefasst:
1) Saudi Arabien handelt weiter in US Dollar, muss diese aber ausgeben oder investieren, um keinem Risiko ausgesetzt zu sein. Ausweg: Investitionen in Immobilien, Gold, Aktien, Bonds, oder eben Bitcoin, um den US Dollar Bestand gering zu halten.
2) Saudi Arabien verkauft sein Öl und Gas in allen möglichen Fremdwährungen und geht damit hohes geopolitisches und Wechselkursrisiko ein. Ausweg: Öl- und Gashandel mit Bitcoin.
Public Investment Fund (PIF)
Darüber hinaus besitzt Saudi Arabien den mit 620 Milliarden US Dollar investiertem Vermögen viertgrößten Staatsfonds der Welt. Der Fonds mag zwar "nur" der viertgrößte sein, aber er hat den Ruf die Nummer 1 der intransparentesten Fonds der Welt zu sein.
Das sind 620 Milliarden US Dollar, die komplett unreguliert, intransparent und ungeprüft überall auf der Welt investiert wurden und werden. Das ist alles nur Spekulation, jedoch blickt man auf die Anlageoptionen derzeit, könnte man leicht argumentieren dass a) Immobilien nicht mehr so attraktiv sind, wie vor ein paar Jahren. Besonders begehrte Luxusinvestitionen, wie z.B. in London, der Cote D'Azur, der Amalfi Küste, New York, etc. liegen alle im Ausland und sind deshalb, wie wir seit den Sanktionen gegen Russland und seine Kreml-nahen Oligarchen wissen, mit Enteignungsrisiko behaftet.
Keine Luxustrips mehr an die Cote d’Azur oder in die Alpen: Die EU hat ein Einreiseverbot gegen einige russische Kreml-treue Oligarchen verhängt und deren Vermögenswerte eingefroren.
b) Aktien:
c) Bonds:
Sovereign Bonds oder Staatsanleihen sowie andere Standardanleihen sind in Zeiten hoher Inflation keine besonders effektiven Anlagen. Denn wenn zum Beispiel eine Rendite von 2% erwartet wird, aber die Inflation um 1,5% steigt, erhält man nur eine reale Rendite von 0,5%. Bei einer Inflation von momentan 8,6% kann man sich ja ausrechnen, was man für risikobehaftete Anleihen suchen muss, um eine Rendite im positiven Bereich zu erhalten.
d) Gold:
Gold ist und bleibt ein solides Investment. Allerdings können die Saudi Arabischen Portfoliomanager nicht unbegrenzt in Gold anlegen. Vorallem, wenn unmittelbare Rendite erzeugt werden soll, bietet sich Gold momentan nicht an. Desweiteren kommt hinzu, dass China und Russland zu den weltgrößten Exporteuren von Gold gehören. Wie beim Thema Währungsrisiken, birgt auch Gold ein gewisses geopolitisches Risiko mit Hinblick auf die aktuellen Entwicklungen in beiden Ländern.
Alternative: Bitcoin. Es bietet für Saudi Arabien das ideale Investment Modell. Denn Bitcoin
1) birgt kein Counterparty Risiko (politisch, finanziell, geografisch, etc.);
2) ist frei zugänglich, vor allem für opake Investment Fonds ohne Regularien;
3) bildet ein angenehm sanftes Kissen für den Fall, dass, insallah, die weitere Verschiebung unserer derzeitigen Wertvorstellungen, Weltanschauungen und politischen Konstrukte eine Neuordnung des globalen Handels und Finanzsystems auf Basis von Bitcoin zu Folge hat;
4) hat enormes Aufwärtspotenzial, da der aktuelle Kurs in vielerlei Hinsicht sehr günstig erscheint;
5) ist vor allem, und das ist in der arabischen Welt nicht zu unterschätzen, wahrscheinlich halal:
Doch was würde eine Adoption seitens Saudi Arabien (entweder als Handelswährung oder als Investmentmöglichkeit) für Bitcoin bedeuten?
Impact
Das beim Bohren nach Öl entstehende Gas wird heutzutage in den meisten Fällen abgefackelt. Alleine das abgefackelte Gas, das bei der Ölproduktion in Saudi Arabien entsteht, würde, wenn effizient genutzt, ausreichen, um die Hälfte des beim Mining benötigten Stroms zu liefern. Sollten sich die Saudis also entschließen sich in Zukunft intensiver mit Bitcoin zu beschäftigen (aka Bitcoin als Zahlungsmittel akzeptieren, oder darin zu investieren), würde dies einen riesigen Impuls auslösen, sich auch mit Bitcoin Mining zu beschäftigen. Nicht nur könnte bestehende Infrastruktur genutzt werden, um zusätzlichen Umsatz aus Mining zu generieren, sondern hätte Saudi Arabien mit eigenen Mining Operationen auch eine erhöhte Sicherheit darüber das Netzwerk am Laufen zu halten. Dies würde viele Nachahmer nach sich ziehen und dem Thema Bitcoin Mining zu einem deutlichen PR Schub verhelfen.
In den letzten Wochen wurden große Summen Bitcoin auf den Markt geworfen. Einerseits die öffentlich bekannten Zwangsliquidationen von Terra/Luna in Höhe von über 750 Millionen US Dollars, aber auch BlockFi mussten 2/3 der insgesamt 1,33 Milliarden US Dollars der von Three Arrows Capital als Sicherheit hinterlegten Assets liquidieren. Diese 800 Millionen US Dollars waren in Bitcoin hinterlegt worden. Hinzu kommen über 9.500 BTC (geschätzt 210 Millionen US Dollars) alleine von gelisteten Minern wie Bitfarms, die aufgrund der derzeitigen Lage gezwungen sind ihre gehaltenen bitcoins zu verkaufen. Diese drei Beispiele alleine machen eine Summer von fast 2 Milliarden US Dollar aus. Natürlich haben diese auch einen direkten Einfluss auf den Kurs gehabt, allerdings spielen viele weitere makroökonomische Faktoren und eine riesige unbekannte Menge von kleineren Verkäufen eine Rolle bei der aktuellen Preisentwicklung. Damit will ich nur grob einordnen in welcher Größenordnung Kaufs- oder Verkaufsdruck erzeugt wird. Sollten sich einzelne Großinvestoren, oder sogar der Saudi Arabische PIF dazu entscheiden größere Allokationen in Bitcoin zu tätigen, würde dies durchaus einen Einfluss auf die Preisentwicklung nehmen.
Mit Hinblick auf generelle Publicity kann es in beide Richtungen gehen - Freedom Money wird in einem Staat, der nicht dafür bekannt ist, Freiheit zu schätzen und zu schützen, akzeptiert, verwendet und hergestellt. Das könnte bei vielen einen negativen Effekt hervorrufen, ähnlich wie der veraltete Ruf, Bitcoin sei nur zum Kaufen von Drogen im Darknet zu gebrauchen. Dann wiederum diskriminiert Bitcoin nicht, es gibt keinen moralischen Kompass. Es wird derjenige belohnt, der das Netzwerk am Laufen hält und mit kleinstmöglichem Kostenaufwand die größtmögliche Hashrate erzeugt. Sicher ist, dass es Bitcoin weniger wie ein US dominiertes Projekt aussehen lassen würde, was die arabische, aber auch die asiatische und afrikanische Welt sicherlich nicht stören würde.
// Wrap 🌯
Jetzt haben wir über die theoretische Adoption von Bitcoin durch den Staat Saudi Arabien, oder in privatisierter Form, durch Saudi Aramco gesprochen. Doch der eigentliche Trigger #MAXBIDDING geht von sehr sehr vermögenden Individuen aus. Kann also ein Multi-Millionen oder sogar Multi-Milliarden Scheich (oder auch Investor, Aristokrat, Tech-Gründer) mit seinem Vermögen Bitcoins Preis zu seinen Gunsten bewegen?
In der Theorie wäre es möglich als enorm großer Whale den Preis zumindest zu beeinflussen, es würde jedoch nicht reichen, um in dieser Größenordnung den Preis komplett zu manipulieren. Dazu müssten gleichzeitig alle anderen preisbildenden Faktoren mitspielen und/oder weitere Aktivitäten zur Preismanipulation erfolgen (siehe z.B. Twitter Aktionen von Elon Musk rund um Dogecoin). Wie sich ein solcher Pump bei anderen kleineren Digital Währungen oder NFTs durchführen lässt, ist hier gut beschrieben:
Wir haben den Fokus aber absichtlich vom Individuum hin zum Staat Saudi Arabien gelenkt und hier gibt es ein paar positive Einflüsse zu verzeichnen. Denn wie wir bereits besprochen haben, ist Bitcoin auch ein exzellenter Speicher für Energie. Jedes Watt an ungenutzter Energie kann in Bitcoin umgewandelt werden und somit verwahrt und verschickt werden. Würde Saudi Arabien also aktiv ins Mining einsteigen, und Bitcoin als Zahlungsmittel akzeptieren, würde jedes Barrel Öl automatisch den Wert von Bitcoin steigern. Dies würde über die Produktion von Öl und Gas hinaus bedeuten, dass Rohstoffproduzenten auf der ganzen Welt ihre Gewinne viel leichter verwahren könnten und gleichzeitig würde Bitcoin eine extra Dosis an Legitimität und Nutzen erhalten. Denn das würde Bitcoin ein und für alle Male aus der Ecke des Energiekonsumenten heraus und auf das Podest einer Energie-Währung stellen. Anders als Fiat Währungen wäre Bitcoin dann nicht durch bloße Versprechungen von Zentralbanken gestützt, sondern durch die Nachfrage nach Rohstoffen. Ein Nachfragestrom, der niemals geringer werden wird, also 100%ige Sicherheit bedeutet.
Wichtig zu bedenken ist hingegen, dass eine Abkehr Saudi Arabiens vom Petrodollar System, dem SWIFT Zahlungssystem, usw. auch eine gewisse Freimachung von gegenseitiger Kontrolle durch die Internationale Gemeinschaft bedeutet. Die Möglichkeit Sanktionen zu verhängen sollte kein einseitiges Privileg darstellen, allerdings basiert unser globales Wirtschafts-, Handels- und Beziehungskonstrukt auch auf eben diesen Hebeln.
// Candy 🍭
Twitter Account der Woche:
Nach vielen Wochen der depressiven Berichterstattung noch mal richtig gute Nachrichten. Das Geklimper im Geldbeutel hat seit dieser Woche ein Ende, endlich gibt es einen 1 Euro Schein:
In diesem Sinne, 2... 1... Risiko!
Sven