#17 // KW36 // 8.9.2022 // Bitcoin Mining Pools vs. Dezentralisierung

Mining-Pools erlauben privaten und kleinen Mining Operationen das Konsolidieren der aufgewendeten Rechenleistung, um eine höhere Wahrscheinlichkeit einer Vergütung zu erzielen. Doch erzeugen diese Pools auch ein Sicherheitsrisiko für das Netzwerk. Warum das so ist, betrachten wir in dieser Ausgabe.

Block Height 753150Price 19.225 USD • Preis 19.235 EUR • WoW -5,4% • MVRV 0,89 • Market 🐻🐻🐻

// Today's Menu 📜

  • Weiterer Abwärtstrend beim Preis bedeutet gute Kaufgelegenheit 📉
  • Mining-Pools kreieren Sicherheitsrisiken 🔓

// Starter 🍸

via @RD_btc

Es war eine ziemlich ruhige Woche für Nachrichten rund um Bitcoin. Nachdem bereits letzt Woche der Preis schon nachgegeben hat, haben wir diese Woche einen neuen Tiefpunkt im aktuellen Zyklus erlebt. Im Moment sieht es so aus, als ob Bitcoin eine weitere rückläufige Konsolidierung durchführt, wie wir zuletzt im Juni gesehen haben.

via Glassnode.com

200 WMA Heatmap Update

Zeitpunkte mit lila und blauen Preispunkten liegen nahe dem 200 WMA und sind historisch gesehen gute Zeiten zum Kaufen. Der Preis hat in jedem seiner Marktzyklen seinen Tiefpunkt um den 200 WMA erreicht.
via Coinglass.com

Auch beim 4 Jahres Durchschnitt kein besseres Bild. Nachdem sich die letzten zwei Monate leicht über dem 200 WMA entlang gequält hat, ist der Preis jetzt unter den Indikator gefallen. Alle Zeichen deuten auf einen Bärenmarkt, aber auch historisch gesehen gute Zeiten, um weiter den DCA zu senken.

Realized Price

Realized Price = Realized Cap / Anzahl der bitcoins im Umlauf. Realized Cap, also eine realistischere Sicht auf die Marktkapitalisierung, wird wiederum berechnet, indem jedem UTXO der letzte Wert zugeschrieben wird. Ist die Market Value to Realized Value (MVRV) <1 heißt dies, dass der durchschnittliche Bitcoin Investor unter Wasser ist.
via CryptoQuant.com

Auch hier, alle Zeichen stehen auf Sturm. Spot unter realisiertem Preis heißt Investoren verkaufen nicht, oder nur dann, wenn sie gezwungen werden. DEr MVRV sinkt von 0,92 sogar auf 0,89.

Der einzige Verkaufsdruck könnte seitens der Miner oder liquidierten Händler entstehen, die ihre Kosten decken bzw. Positionen schliessen müssen.

Hashpreis / Difficulty

Hashpreis = Bitcoin Preis / Hashrate. Der von Minern generierte Umsatz pro Tera-Hash. Difficulty ist die mathematisch Schwierigkeit, die eine Blockzeit von ca. 10 Minuten erzeugt.

Nach dem steilen Anstieg der Difficulty um über 9% letzte Woche wird erwartet, dass in der nächsten Epoche wieder eine weitere Anpassung nach oben vorgenommen wird. Die Hashrate steigt weiter und hat diese Woche den zweithöchsten Stand seit dem ATH im Juni erreicht. Die steigende Difficulty erhöht allerdings weiterhin den Druck auf die Gewinnmargen der Miner bei gleichzeitig fallendem Hashpreis, was zu gezwungenen Liquidierungen führen kann.

Hash Ribbon

Roter Bereich = 30d MA der Hashrate kreuzt über 60d MA.
Zeiten, in denen dies eintritt und die Preisdynamik von negativ auf positiv wechselt, haben sich als gute Kaufgelegenheiten erwiesen.
via LookIntoBitcoin.com

Miner-Kapitulation beendet, keine weitere Kreuzung des 30-Tage-Durchschnitts (30d MA) mit dem 60-Tage-Durchschnitt (60d MA) in Sicht. Auch hier, wie bei den 200 WMA und  Realized Price Indikatoren, ein Anzeichen für gute Kaufgelegenheit.

HODL-Waves

HODL-Waves zeigen den Prozentsatz der vorhandenen bitcoins, die zuletzt innerhalb eines bestimmten Zeitraums bewegt wurden. Im Zeitraum des letzten Monats wurde ein Rekordtief von 6,5 % der zirkulierenden bitcoins bewegt. Dies zeigt, dass die meisten HODLer ihre bitcoins halten (oder nur verschieben), und es kann argumentiert werden, dass Paper-Hands aus dem Markt gespült wurden und mehr langfristig interessierte Investoren übrig geblieben sind.

via Glassnode.com

Stock-to-Flow

Das Verhältnis des aktuellen Bestands (Stock) (d.h. zirkulierende bitcoins) und des Flusses der Neuproduktion (Flow) (d.h. neu geminte bitcoins). Der Bitcoin Preis hat sich historisch an das S/F-Verhältnis gehalten und daher ist S2F ein gutes Modell, um zukünftige Bitcoin-Bewertungen vorherzusagen.
via Glassnode.com

// Meat 🥩

Bitcoin ist Freedom Money. Bitcoin ist transparent, P2P, es diskriminiert nicht, es ist sicher und vor allem ist es dezentral aufgebaut. Das bedeutet, dass es keine Verwaltung, keine Regierung und keine zentrale Entscheidungsinstanz gibt. Dies wird durch das dezentrale Netzwerk von Knotenpunkten (Nodes) und Minern sichergestellt. Satoshis Genialität bestand darin, den schwierigkeitsangepassten Proof-of-Work (PoW) Prozess mit einem finanziellen Anreizmechanismus zu verbinden, der dafür sorgt, dass Miner für das Aufwenden von Energie (in Form von Rechenleistung / Strom) und die Bereitstellung des benötigten Equipments vergütet werden. Doch die immer weiter steigende Hashrate im Netzwerk, ausgelöst durch immer größer werdende Mining Operationen und immer leistungsfähigere ASIC Chips, führt dazu, dass es kleine und auch mittelgroße Miner immer schwerer haben erfolgreich Bitcoins zu minen, und damit Profite zu erzielen.

Im Gegensatz zu Bitcoins Anfangstagen, als man einfach am Heimrechner oder mit dem Laptop zuverlässig bitcoins in recht beachtlichen Mengen minen konnte, hat sich das Mining stark weiterentwickelt und verändert. Damals war Mining vielmehr Amateur-Hobby-Unterfangen, das keine wirklichen Kapitalinvestitionen oder Fachkenntnisse erforderte. Heutzutage ist es ein professioneller Multi-Milliarden-Dollar Markt, der Kapitalinvestitionen in großem Maßstab und weitreichende Fachkenntnisse voraussetzt.

Dies hat dazu geführt, dass Mining-Pools an immer größerer Popularität gewonnen haben. Denn im Gegensatz zum selbstständigen Mining, bei dem sich jeder Miner in einen Wettkampf mit seinen Gegenspielern um die Winner-take-all-Prämie begibt, und somit die reellen Chancen den nächsten Block zu minen, um damit die Belohnung in Form von Block Subsidy und Gebühren einzustreichen, bei geringer aufgewendeter Hashrate immer kleiner wird, bieten Mining-Pools die Möglichkeit der anteiligen Vergütung.

Ein Miner mit 1% der Hashrate wird nur sehr selten einen Block finden und die gesamte Belohnung einsammeln, während ein Miner mit 1 % der Hashrate, der einen Pool nutzt, regelmäßig etwa 1 % der Prämie sammelt, die der Pool zusammen verdient. Die Vorhersehbarkeit eines regelmäßigen Einkommens ist das Verkaufsargument. Wo Miner, die alleine arbeiten, viel länger brauchen, um Blöcke zu finden, da die Wahrscheinlichkeit, diese zu finden, proportional zu Ihrem Prozentsatz der gesamten Netzwerk-Hashrate ist, bieten Pools Abhilfe.

Das Prinzip ist zunächst einfach, denn je mehr Miner sich in einem Pool zusammenschließen um somit die kombinierte Hashrate zu bündeln, desto wahrscheinlicher wird, dass dieser Zusammenschluss von Minern den nächsten Block findet. Das Prinzip lässt sich mit einer Tippgruppe beim Lotto vergleichen. Doch ähnlich wie bei der Lottotipp-Vereinigung muss auch der potentielle Gewinn durch alle Teilnehmer geteilt werden. Bei Mining-Pools erhält jeder Teilnehmer seinen Anteil der Prämie gemessen an der bereitgestellten Rechenkapazität. Das bedeutet konkret, dass ein Miner, der z.B. 10% der Rechenkapazität des gesamten Pools zur Verfügung stellt, auch 10% der Prämie (abzüglich einer Pool-Gebühr) erhält. Diese Rechnung lohnt sich für die meisten kleinen und mittelgroßen Miner, da so ein stetiger Fluss von Einkommen wahrscheinlicher wird, als ab-und-zu (oder nie) den Jackpot zu knacken.

Obwohl Mining-Pools also positive Effekte für Miner erzielen und die Einstiegshürde für private und kleine bis mittelgroße Operationen erleichtern, erzeugen sie auf der anderen Seite auch einen Nachteil. Denn der große Vorteil eines dezentralen Netzwerks ist, dass es schwierig anzugreifen ist. Einfach gesprochen, sollte ein Angriff auf das Netzwerk erfolgen, ist es für den Angreifer immer schwieriger, global verteilte, unabhängig voneinander agierende und kleine (und damit unbekannte) Einheiten anzugreifen. Jede Konzentration einer bestimmten Sache macht es für den Angreifer immer einfacher, diese eine große Einheit ausfindig zu machen und gezielt zu attackieren. Dieses Problem besteht immer dort, wo eine hohe Konzentration entsteht, sei es bei den besprochenen Mining-Pools, aber auch bei großen, bekannten (teilweise öffentlich gehandelten) Mining-Operationen, oder bei großen Herstellern von Chips und Equipment. Man kann den Bogen sogar etwas weiter spannen und die Stromerzeuger mit einbeziehen, denn wenn eine größere Gruppe von Minern ihren Strom vom gleichen Anbieter beziehen muss, führt dies unweigerlich auch zu einem weiteren potentiellen Angriffsvektor.

Angriffe müssen in diesem Fall auch nicht unbedingt von schlecht gesinnten Dritten in Form von Cyberattacken oder Hackerangriffen erfolgen, denn wo eine Konzentration von Einheiten stattfindet, besteht auch oft die Gefahr von Übergriffen seitens der lokalen Gerichtsbarkeiten. Heißt einfach gesagt, die lokale Regierung kann sich die Konzentration zu Nutze machen und Handelsbeschränkungen, Steuerregime oder andere Gesetze erlassen, die versuchen die Operationen einzuschränken, zu verbieten oder so zu kontrollieren, dass sie im Sinne des Gesetzgebers handeln.

Mining-Pools stellen einen einzigen Koordinierungspunkt zwischen den teilnehmenden Hardware-Betreibern dar und sind verantwortlich für die Auswahl von Transaktionen, die in die Blöcke eingefügt werden sollen, sowie für den Erhalt und die Aufbewahrung aller Mining-Belohnungen, bis sich einzelne Hardware-Betreiber diese auszahlen lassen. Das macht sie angreifbar sowohl für Regulierung, die Pools zwingen könnte bestimmte Transaktionen nicht zu minen, als auch für Pools, die sich dafür entscheiden, dies selbst zu tun, wie in der Vergangenheit schon vorgefallen.

Marathon Miners Have Started Censoring Bitcoin Transactions; Here’s What That Means
Despite Marathon’s efforts, transactions from a dark web market still made it into the block.

Des Weiteren agieren Mining-Pools, obwohl sie nicht als solche reguliert sind, als verwahrende Finanzinstitute. Wie schon beschrieben, sind sie verantwortlich für den Erhalt und die Aufbewahrung der Mining-Belohnungen. Das bemächtigt sie dazu, Auszahlungen einzufrieren, sollten sie dazu gezwungen werden, aber auch bestimmte Miner auszuschließen, sollten diese "unreguliertes" Equipment nutzen, was nicht mit den lokalen Gesetzen konform ist. Für Miner bedeutet dies nichts anderes, als für den durchschnittlichen HODLer, der seine bitcoins auf einem Exchange hält. Not your keys, not your coins!

Auf der einen Seite bieten Pools eine lukrative und ökonomisch sinnvolle Alternative für private und kleine Mining Operationen an, öffnen auf der anderen Seite mit dem Schaffen von Engpässen aber auch die Türen für schädliche Regulierung und andere Angriffe. Eine Lösung für das Problem dieser Zentralisierungsrisiken besteht z.B. darin, Mining-Pools selbst zu dezentralisieren, was bedeutet, dass man sowohl die Auswahl der Transaktionen, die in einen Block gehen, als auch die Auszahlung der Belohnungen an die jeweiligen Miner dezentralisieren müsste.

Im Idealfall würde demnach ein Mining-Pool, der die Hashrate von verschiedenen Gerichtsbarkeiten sammelt und somit einer einzigen Gerichtsbarkeit ausliefert (derjenigen, in der dieser Pool eingetragen ist), irgendwie in der Lage sein sich selber so aufzustellen, dass nicht eine Instanz Handhabe erhält, um so politischen und regulatorischen Druck auszuüben. Allerdings ist diese Art der Gesellschaftsform heute noch nicht möglich. Ein Ansatz wäre ein loser Verband von Pools, die in verschiedenen Ländern eingetragen sind und somit die gesammelte Hashrate der verschiedenen Miner weltweit und die Auszahlungen wieder zufällig auf verschiedene juristische Einzelpersonen in verschiedenen Ländern verteilt, sodass kein zentraler Angriffspunkt entsteht. Die Hashrate der einzelnen Miner müsste nach einem Zufallsprinzip zwischen diesen Rechtsträgern verteilt werden, ohne Effizienz und Leistung einzubüßen.

P2Pool - Bitcoin Wiki

Ein weiterer Ansatz wurde von P2Pool verfolgt. Anstatt eines zentralisierten Mining-Pools, angeboten von einem eingetragenen Unternehmen, wird ein Netzwerk geschaffen, das Minern die selbstständige Koordination von Hashrate-Bündelung und Auszahlungen bietet. Allerdings führte das zu Grunde liegende Design zu einigen Skalierungsproblemen, weshalb es nicht mehr verwendet wird. Es hat weitere Versuche (P2Pool with Payment Channel Payouts & Braidpool) gegeben, dieses Modell mit Hilfe von Lightning wiederzubeleben, doch auch diese Ansätze sind bisher nicht erfolgreich umgesetzt worden.


// Wrap 🌯

Zusammengefasst bedeutet dies also, dass die Zentralisierung von Minern in Pools ein zusätzliches Risiko für die Integrität und Unzensierbarkeit des Bitcoin-Netzwerks erzeugt. Private und kleine Miner stehen theoretisch vor einem Dilemma, denn ohne Mining-Pools ist das Einkommen eines Miners eine völlig unberechenbare, unvorhersehbare Einnahmequelle. Doch auf der anderen Seite erzeugen Mining-Pools ein sehr reales Risiko einer möglichen Regulierung und Einflussnahme in der Zukunft von außen. Mining-Pools entwickeln sich zunehmends zu einem gefährlichen Zentralisierungspunkt und bis heute gibt es keine erwähnenswerte Alternative. Für Miner, die nur auf den kurzfristigen Profit aus sind, stellt dies natürlich kein Problem dar. Doch sollte es langfristig im Sinne jedes Teilnehmers sein, das Bitcoin-Netzwerk langläufig zu sichern und sicher zu halten, um Angriffe abzuwehren.


// Candy 🍭

Eine offizielle und unabhängige Studie durchgeführt von Sven, in Auftrag gegeben von Sven, hat ergeben, dass 100% der befragten männlichen Personen in unserem Haushalt Sven gut finden 🤨 Wären alle Personen im Haushalt befragt worden, hätte Sven sicherlich auch mindestens 80% Zustimmung erhalten.

Twitter Account der Woche:

Heute etwas seich(t)e Kost auf Twitter

Das Cover-Bild habe ich mit dem KI-Programm Dall-E erstellt. Faszinierend, was die künstliche Intelligenz mit Hilfe von ein paar Schlagwörtern für akkurate und künstlerisch hochwertige Bilder erzeugt.

SPINNING UP MY NEW FULL NODE TONIGHT!

In diesem Sinne, 2... 1... Risiko!‌

Sven