#49 // KW17 // 27.4.2023 // Ist Bitcoin politisch? 🤔🤴🗳️

Bitcoin wird oft als unpolitisch bezeichnet. Was man damit sagen will ist, dass Bitcoin sich nicht für die politische Haltung seiner Nutzer//innen interessiert. Aber wie unpolitisch ist Bitcoin wirklich und bedarf es vielleicht einer besseren Semantik?

Block Height 787250Price 28.850 USD • Preis 26.200 EUR • WoW 1,2% • MVRV 1,37 • Market 🐂

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  • Bitcoin ist anti-politisch ✔️
  • Bitcoin ist wertfrei ✔️
  • Bitcoin ist die Alternative ✔️

// Starter 🍸

Bitcoin ist vieles. Bitcoin die Währung ist teilbar, austauschbar, einfach transportierbar, haltbar, prüfbar, knapp, universell akzeptiert und leicht sicherungsfähig. Bitcoin das Netzwerk ist staatenlos, dezentral, zensurresistent, erlaubnislos, diskriminiert nicht, vertrauenslos, pseudonym, open source, es basiert auf Konsens- und Anreizmechanismen und Verifizierung sowie Berechnung (wahrscheinlich habe ich sogar viele weitere Eigenschaften vergessen), aber ist Bitcoin auch wirklich unpolitisch, wie so oft behauptet?

// Primi 🍝

Es wird häufig behauptet, dass Bitcoin unpolitisch sei. Aber was genau soll das bedeuten? Die einfachste Erklärung ist, dass Bitcoin für jeden frei zugänglich ist und von jedem benutzt werden kann, egal für welchen Zweck. In der Theorie auch für politische Zwecke, egal welcher Richtung. Bitcoin ist Politik in dieser Hinsicht egal. Denn das Bitcoin-Netzwerk richtet nicht, es diskriminiert nicht und es hat keine Meinung. Eine Transaktion ist eine Transaktion, egal wer der Urheber oder der Sender ist und egal, wer der Empfänger ist. Transaktionen müssen nicht gekennzeichnet werden und somit gibt es keine Möglichkeit für das Netzwerk zu entscheiden, ob eine Transaktion gut oder schlecht ist, dazu genutzt wird, um Guthaben von einer Wallet in eine andere zu schieben, oder von einem Land in ein anderes Land geschickt wird, um dort moralisch fragwürdige Motive zu unterstützen. Insofern ist Bitcoin unpolitisch: Das Netzwerk diskriminiert, oder besser gesagt beurteilt nicht aufgrund politischer Neigungen.

Aber dies ist eigentlich nur die Definition für die eingangs erwähnte Eigenschaft von Bitcoins Wertfreiheit (meiner Meinung nach eine bessere Ausdrucksweise für "Bitcoin diskriminiert nicht").

Aber Nichtdiskriminierung bzw. Wertfreiheit bedeutet nicht unbedingt unpolitisch oder apolitisch. Die Definition dieses Adjektivs bedeutet streng genommen:

[1] sich nicht für Politik interessierend, kein Interesse an politische Themen zeigend
[2] keine Steigerung: nicht die Politik betreffend, nicht zur Politik gehörend

Die erste Definition, da sind wir uns sicherlich einig, sollte erfüllt sein. Bitcoin interessiert sich nicht für Politik. Bitcoin ist ein Netzwerk, ein Protokoll, ein System. Bitcoin interessiert sich nur für sich selbst. Seinen eigenen Erhalt, und die im Protokoll festgesetzten Regeln: Etwa alle 10 Minuten wird ein neuer Block produziert, egal wie viel Rechenleistung dem Netzwerk zur Verfügung steht, egal wie viele Transaktionen hinzuzufügen sind, egal wie viele Netzwerkteilnehmer partizipieren.

Bei der zweiten Definition wird es allerdings etwas komplizierter. Bitcoin wurde von Satoshi als Peer-to-Peer Electronic Cash System ins Leben gerufen, das die inhärenten Schwächen des heutigen, vertrauensbasierten Modells löst. Satoshi identifizierte das Problem schon in 2009:

The root problem with conventional currency is all the trust that's required to make it work. The central bank must be trusted not to debase the currency, but the history of fiat currencies is full of breaches of that trust.

Der Genesis Block selbst enthält die wohl bekannteste aller Nachrichten, die jemals in der Bitcoin-Timechain verewigt wurden:

Damit ist die Konzeption und die Erschaffung des Bitcoin-Protokolls an sich schon ein politischer Akt. Bitcoin stellt eine Alternative zu unserem derzeitigen Geldsystem dar und soll oder könnte es, im besten Fall, sogar ersetzen. Bitcoin positioniert sich als Gegenstück zum Staat - dem derzeitigen Wächter und Herrn über das Geldsystem. Der Staat ist eine von Natur aus politische Instanz. Wenn man also mit etwas konkurriert, das dem Staat obliegt, wird es automatisch politisch. Satoshi selbst war zumindest indirekt vom Libertarismus und der österreichischen Ökonomie beeinflusst.

Das bedeutet keineswegs, dass jede Person, die Bitcoin verwendet, automatisch einem politischen Akt unterworfen wird, oder selbst anarchistische, libertäre oder liberale Ziele verfolgt. Allerdings bleibt nicht von der Hand zu weisen, dass Bitcoin und sein Ziel, eine Alternative zum heutigen vorherrschenden Geldsystem zu erschaffen, dadurch eine inhärent politische Bekundung ist.

Wenn Bitcoin also nicht apolitisch oder unpolitisch ist, aber auch nicht explizit politisch, dann könnte man behaupten Bitcoin sei zumindest anti-politisch. Der per Definition politische Staat und die Staatsgewalt über das Geldsystem sind der erklärte Gegenspieler von Bitcoin. Damit stellt sich Bitcoin als Kontrahent zu einem System auf, das die Gewalt in die Hände einiger Weniger legt. In der Politik gewinnen oder herrschen diejenigen, die die populärste Meinung vertreten (wenn es gut läuft), oder die meiste Gewalt hinter sich bündeln (wenn es nicht so gut läuft). Im Bitcoin-Netzwerk gewinnen diejenigen, die am effizientesten die Anreizstrukturen nutzen (Miner, Mining-Pools, Lightning-Routing-Channel Betreiber, etc.), oder Bitcoin am effizientesten für sich nutzen und damit dem Ökosystem zum Wachstum verhelfen (Unternehmer, Experten, Entwickler, etc.). Die politische Gesinnung dieser Netzwerkteilnehmer spielt dabei in erster Linie absolut keine Rolle. Es ist völlig egal, ob ein Node-Betreiber zu Hause Pickelhauben sammelt oder im Che Guevara T-Shirt Bitcoin-Protokolle schreibt.

Das heutige Geldsystem hat viele Nachteile, alle aufzuzählen würde den Rahmen sprengen, jedoch lassen sich einige prägnante leicht identifizieren: Rent-Seeking, des Bitcoiners liebstes Thema der Cantillon-Effekt, Geld- oder Münzentwertung und Geldmarktpolitik vereinen alle das gleiche zugrunde liegende Problem. Sie unterliegen alle der politischen Einflussnahme auf das System zum Vorteil einiger (privilegierter) Weniger. Denn was für die wenigen individuellen Vorteilsnehmer aussichtsreich und lohnenswert ist, ist für das Kollektiv schädlich und finanziell schädigend. Bitcoin stellt dazu die Alternative dar. Zwar lässt sich argumentieren, dass die vorhandene Menge und damit das Vermögen bereits heute ungerecht verteilt ist. Allerdings birgt diese Verteilung lediglich Vorteile für die Individuen, ohne jedoch das Kollektiv zu schädigen. Besitzer von großen Mengen bitcoin können genau so viel oder so wenig Einfluss auf das System nehmen, wie diejenigen, die verhältnismäßig wenig besitzen.

Wenn es irgendetwas von Wert gibt, ob Geld, Edelmetalle, oder sonstige Wertgegenstände, wird es auch immer Menschen geben, die davon mehr besitzen als andere - das ist ein unumstößlicher Fakt der Natur und auch Bitcoin wird daran nichts ändern können. Allerdings bietet Bitcoin die nötigen Anreizstrukturen, den eigenen Anteil zu vermehren. Wie schon erwähnt, werden Unternehmergeist, Expertenwissen und aufgebrachte Arbeit derjenigen, die das Netzwerk voranbringen, belohnt. Im Gegensatz zum aktuellen System, in dem oft nicht nur Unternehmergeist und Arbeitsleistung belohnt werden, sondern auch politische Einflussnahme, Prestige und Macht, oder sogar schon die Nähe und der Zugang zu diesen einflussreichen Interessengruppen. Korruption, Lobbyismus und politische Vorteilsnahme führen deshalb zu unproduktiver Arbeit, bei der einzig und allein der Begünstigte profitiert.

Bitcoin eliminiert diese politische Vorteilsnahme und ist dadurch schon anti-politisch.

In diesem Sinne ist Bitcoin also politisch, wie alles politisch ist oder zu einem politischen Thema gemacht werden kann. Ich habe in einem früheren Artikel bereits beschrieben, dass der Staat für viele Menschen die Rolle einer Art Religion eingenommen hat und dass Bitcoin in gewisser Weise für den Staat das ist, was der Buchdruck damals für Religion war.

#18 // KW37 // 15.9.2022 // Die vollständige Adaption von Bitcoin und die 3 Hindernisse ⛪🧮💰 pt.1
Es sind unsichere wirtschaftliche und politische Zeiten. Bitcoin bietet einen Ausweg. Die Argumente pro Bitcoin sind eigentlich einfach. Doch warum wird dann nicht im ganz großen Maße Bitcoin gekauft und Bitcoin als die Alternative propagiert, die es anstrebt zu sein?

Religion ist eigentlich unpolitisch, obwohl man behaupten darf, dass Kirchgänger gewisser Religionen im Allgemeinen im gleichen Bereich des politischen Spektrums wiederzufinden sind, macht dies Religion nicht von Natur aus politisch. Doch die Trennung von Kirche und Staat kann wohl als hochpolitisch bezeichnet werden.

Wo Diderot, Rousseau und Voltaire eine Berufung auf die Vernunft als universelle Urteilsinstanz propagierten und einen Kampf gegen Vorurteile und für die Hinwendung zu Naturwissenschaften, religiöse Toleranz und eine Orientierung am Naturrecht einleiteten, streben Bitcoin und seine Befürworter eine Abkehr von den staatlich gesteuerten und (Fiskal- und Geld)politisch aufgeladenen Finanz- und Wirtschaftsinterventionen und eine Berufung auf Werte wie Dezentralität, Zensurresistenz und Selbstbestimmtheit an.

Dasselbe gilt für die Trennung von Geld und Staat. Geld ist eigentlich unpolitisch, aber die Trennung von Geld und Staat ist hochpolitisch. Auch der Missbrauch von Geld zum Erreichen von politischen Zielen ist hochpolitisch. Wie eingangs erwähnt, wird Bitcoin so politisiert - nur eben als Gegenentwurf. Als anti-politische Alternative zum politischen Fiat-System mit all seinen Fehlern.

Was ich damit sagen will, ist, dass Bitcoin per se politisch ist. Es ist eben nur ein anderer Entwurf zu dem politischen Denken, das heute vorherrscht. Bitcoin ist und bleibt erlaubnislos und wertfrei, damit ist die Nutzung von Bitcoin erstmal im Generellen unpolitisch. Solange bis auch einzelne Anwendungsfälle von politischer Natur sind. Bitcoin-Spenden an Wikileaks haben eine politische Tragweite. Bitcoin-Spenden an den Freedom-Convoy in Kanada sind politisch. Bitcoin-Spenden an Hodlonaut sind politisch, auch wenn es dabei um die hauseigene Politik im Bitcoin-Ökosystem geht.

Man kann also nicht ohne weiteres sagen "Bitcoin ist unpolitisch". Es ist richtiger zu sagen, dass Bitcoin keine politische Meinung vertritt und sich nicht zu politischer Einflussnahme instrumentalisieren lässt. Bitcoin ist ein Protokoll, ein Netzwerk, und kümmert sich nur um sich selbst. Aber Bitcoin ist sehr wohl politisch. 🫳🎤



// Secondi 🍲

News

EU Parliament Passes FATFs Travel Rule & MiCA Licensing Regulations
The legislation defines categories, registration and disclosure requirements for crypto projects and provides a strict AML framework and compliance requirements for custodial institutions and services. Non-custodial wallets and services as well as regular wallets are exempt.

Die EU drängt weiter vorwärts mit den Plänen mehr Kontrolle über Bitcoin und CrYpTo Währungen zu erlangen. Natürlich alles im Namen der Vereinheitlichung der Terminologien, dem Schaffen eines einheitlichen regulatorischen Rahmens, und natürlich dem Schutz der Bürger vor gefährlichen Geldwäschern und Terroristen!


// Candy 🍭


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In diesem Sinne, 2... 1... Risiko!‌

Sven