#58 // KW26 // 29.6.2023 // Q1 Earnings ⚒️⚡🧑⚖️
Es ist Q1 Earnings, die ersten Berichte für 2023 sind raus und nicht nur der Bitcoin-Kurs zeigt einen leichten (82%) Aufwärtstrend. Wir schauen uns wie immer ein paar der Berichte von Bitcoin(-nahen) Unternehmen an, um ein Bild des Gesundheitszustands der Branche zu bekommen.
// TL;DR
- Mining ist stärker als Bitcoin 💪
- MSTR und SQ bauen weiter an übergreifender Infrastruktur 🛤️
- Es wird kein einfaches nächstes Quartal für COIN 🧑⚖️
Jedes Quartal werfen wir einen kurzen Blick in die Ergebnisse von ausgewählten Bitcoin(-nahen) Unternehmen. Dieses Quartal stehen alle Zeichen auf Aufschwung. Die meisten Unternehmen konnten ihren Umsatz steigern oder verloren nur gering im Vergleich zum Jahresendquartal. Im Vergleich zur Vorjahresperiode stehen natürlich auch in dieser Branche alle Unternehmen schlechter da, zunächst sind auch Bitcoin- und Bitcoin-nahe Unternehmen nicht vor den makroökonomischen Einflüssen gefeit, denen global alle Gesellschaften ausgesetzt sind.
Einmal im Quartal ist es soweit. Wir schauen uns Zahlen und harte Fakten an. Ich erhebe wie auch sonst keinen Anspruch, der Equity-Research-Gilde ihren Platz streitig zu machen. Doch wie immer denke ich, dass es irgendwie interessant ist, die Entwicklungen im Bitcoin-Ökosystem mit kalten, nackten Zahlen zu untermauern.
Wie immer schauen uns auch dieses Mal wieder Zahlen von Firmen an, die entweder a) direkt im Bitcoin Sektor tätig sind (Mining, Exchanges & Financial Services), b) Peripherie herstellen (Chips & Equipment), oder mit c) Bitcoin verbandelt sind (Bitcoin in der Bilanz halten & Zahlungsdienste).
Die wichtigste Nachricht vorweg, die Performance der Miner übertrifft seit Jahresbeginn die von Bitcoin (und Bitcoin ist ~83% im Plus YTD). Es ist nicht nur die Hashrate, sondern auch der Hashpreis der stetig steigt, und somit börsennotierten Mining-Unternehmen unter die Arme greift. Die Umsätze der Miner waren im bisherigen Jahresverlauf mit einer Rendite von über 200% im Durchschnitt deutlich höher als die von Bitcoin. Im letzten Jahr haben die gleichen Unternehmen gegenüber Bitcoin noch mehr als unterdurchschnittlich abgeschnitten, was das höhere Volatilitätsprofil dieser Branche zeigt. Jeder Dollar, den man in Mining-Aktien investiert, der eine geringere Rendite erzielt, als Bitcoin selbst, ist schlecht angelegtes Geld (aus einer puren Investionsperspektive), allerdings hätte man in den ersten drei Monaten dieses Jahres deutlich mehr Rendite erzielt, als mit Bitcoin.
Bitcoin Sektor Firmen
Beginnen wir also mit den Firmen, die direkt im Bitcoin Sektor tätig sind. Hier habe ich MARA und COIN ausgewählt.
Nachdem Marathon Mining im letzten Quartal aufgrund von Fehlern in der Berechnung der Impairments der digitalen Vermögenswerte und Einnahmen aus einem Bitcoin-Mining-Pool, die Veröffentlichung ihrer Quartalszahlung zunächst verschoben und dann ausgesetzt haben, scheint Janice aus der FiBu ihre Bücher wieder beisammen zu haben.
Das Unternehmen konnte einen Umsatz von 51 M US Dollar verbuchen und lag damit 17 M US Dollar (also ~50%) über den 34 M US Dollar aus dem 4. Quartal und ziemlich genau bei dem gleichen Ergebnis wie im Vorjahreszeitraum. Damit fuhren sie dennoch einen Verlust von 7.2 M US Dollar ein.
Das Unternehmen verzeichnete geringere Impairment Charges zum Buchwerts seiner Bitcoin-Bestände in Höhe von 11,5 M US Dollar. Sie konnten auch zusätzlich wieder ihre Bitcoin-Bestände von 8.260 bitcoins auf 11.466 bitcoin erhöhen. Sie erhöhten auch die Menge der durchschnittlich pro Tag produzierten Bitcoin im Vergleich zum 4. Quartal um über 40% und produzierten in Q1 2.195 bitcoins. Dies wurde erreicht indem sie ihre Hashrate von 9,5 EH/s auf 15.4 EH/s erhöhten, eine Steigerung von 65% gegenüber dem letzten Quartal.
Coinbase Exchange melden für das 1. Quartal in diesem Jahr einen Umsatz von 736 M USD, also wieder einen leichten Anstieg gegenüber Q4, allerdings ein Rückgang um ~38% gegenüber dem Vorjahr. Dies führte in diesem Quartal zu einem Nettoverlust von ungefähr 79 M USD. Damit fällt der Verlust deutlich geringer aus als in den vorigen Quartalen.
Coinbase führen die besseren Zahlen auf ein allgemein gestiegenes Interesse im Spot-Markt zurück. Das Handelsvolumen im Bereich Fiat-zu-Krypto ist im Vergleich zu den letzten Quartalen gestiegen und hier wird der Großteil des Umsatzes erwirtschaftet. Einnahmen aus Verbrauchertransaktionen betrugen 352 M US Dollar, was einem Anstieg von 14% im Vergleich zum 4. Quartal entspricht, während die institutionellen Transaktionseinnahmen rund 22 M US Dollar betrugen, also über 70% mehr als in Q4.
Insgesamt ist aber ein Rückgang von auf der Coinbase-Plattform gehaltenen Assets (in Dollar-Werten) zu verzeichnen, und die Zeichen stehen auf Sturm. Die SEC hat Anklage gegen Coinbase erhoben und Nutzer//innen ziehen ihre Assets in großen Mengen ab. Ohne meine Kristallkugel zu bemühen, prognostiziere ich Coinbase, was das private Handelsvolumen angeht, kein rosiges 2. Quartal.
"We anticipate expenses to modestly increase driven by higher legal expenses [...]"
Lediglich Blackrocks Ankündigung einen Bitcoin-Spot-ETF lancieren zu wollen, und das offizielle Genehmigungsverfahren bei der SEC, ist momentan eine gute Nachricht für Coinbase, da Coinbase Custody Trust Company, LLC, eine Tochtergesellschaft von COIN zum Verwahrer benannt wurde, falls der ETF zugelassen wird.
Firmen in Bitcoins direkter Peripherie
Als nächstes wollen wir uns Firmen anschauen, die Produkte anbieten, die im Bitcoin Sektor genutzt werden, anstatt selber direkt tätig zu werden.
Canaan Inc. ist ein am NASDAQ gelisteter chinesischer Hersteller von Bitcoin-Mining-ASICs. CAN berichten seit dem 1. Januar 2023 ihre Ergebnisse in US Dollar, zuvor gaben sie diese in Renminbi bekannt.
CAN melden für das 1. Quartal dieses Jahres einen Umsatz von 55.2 M USD, ein Rückgang von knapp 3 M US Dollar im Vergleich zum 4. Quartal 2022 und fast 202 M US Dollar im Vergleich zur gleichen Periode letztes Jahr. ein Erheblicher Einbruch von ~80% des Gesamtumsatzes. CAN betrieben neben der Herstellung von Mining-Equipment auch eigene Miner. Einnahmen aus dem Mining beliefen sich auf 11,1 M US Dollar, was einem Anstieg von ~3% gegenüber 10,7 M US Dollar im 4. Quartal 2022 und einem Anstieg von ~130% gegenüber 4,8 M US Dollar im gleichen Zeitraum des Jahres 2022 entspricht.
Die insgesamt verkaufte Rechenleistung betrug 4,2 M TH/s, verglichen mit 1,9 M TH/s im 4. Quartal 2022. CAN führen die Ergebnisse auf Unsicherheiten am Markt zurück, doch zeigen sich weiterhin bestrebt, die Ausweitung der begonnenen Mining-Strategie fortzusetzen, insbesondere im Hinblick auf die Erweiterung von installierter Hashrate in geografisch diversifizierten Anlagen.
Auch CAN sind gehalten Impairment Charge zu buchen, doch konnten dies in diesem Quartal vermeiden, da der leichte Anstieg des Kurses dazu geführt hat, dass keine realisierten Verluste durch Bitcoin Bestände aufgetreten sind.
Firmen in Bitcoins Dunstkreis
Zu guter Letzt noch zwei Firmen, die eigentlich nicht als direkte Anbieter von Bitcoin Diensten funktionieren, jedoch durch ihre aktive Rolle und durch ihre mehr als prominenten Bitcoin-Evangelisten-CEOs gewissermaßen in den Bitcoin Kosmos gerechnet werden dürfen.
MSTR melden für das 1. Quartal im neuen Jahr einen Umsatz von 121,9 M USD, also ein leichter Einbruch von 10,7 M USD (~8%) gegenüber dem 4. Quartal. MSTR halten ~140,000 bitcoins zu einem Durchschnittspreis von 29.803 USD pro bitcoin. Das bedeutet, MSTR haben in Q1 weitere 7.500 bitcoins gekauft und sogar den gezahlten Durchschnittspreis gesenkt. Damit bauen sie ihren Vorsprung als das weltweit größte börsennotierte Unternehmen, das Bitcoin hält, aus.
Da der Bitcoin Preis im 1. Quartal im Vergleich zum Vorjahr wieder gestiegen ist, haben MSTR 19 M US Dollar für diese sogenannte Impairment Charge gebucht, was die insgesamten Ausgaben auf 125 M USD (im Vergleich zu 309 M im Vorquartal) sinken ließ. Zum Ende des Quartals bewerteten MSTR den Zeitwert ihrer Bitcoin-Bestände mit 2,000 Milliarden USD, im Vergleich zu 1,840 Milliarden USD am Ende des 4. Quartals.
Die MicroStrategy Lightning Platform nimmt unterdessen Gestalt an und Services wie Lightning Rewards, eine Unternehmensplattform, die Mitarbeiter und Kunden Anreize bietet, bestimmte Maßnahmen zu ergreifen und dafür in Bitcoin bezahlt werden, wurden der Öffentlichkeit vorgestellt.
Block veröffentlichen von Quartal zu Quartal neue Projekte und Meilensteine ihrer Bitcoin-Produktpalette. Neben einem neuen Open-Source-Toolkit für ihr Web5-Projekt, das Entwicklern die Erstellung dezentraler Internetanwendungen erleichtern soll, ging auch eine Testreihe für die bereits angekündigten Hardware-Wallets live. Außerdem soll es noch dieses Jahr eine Überweisungs-App für Afrika und Mexiko, die Bitcoin und Stablecoins als Zahlungsschienen verwendet, geben.
Eine weitere wichtige Entwicklung ist die Ankündigung der Entwicklung eines eigenen maßgeschneiderten Chips für Mining-Hardware. Block gaben bekannt, dass ein Vertrag mit Intel über eine größere Menge an Bitcoin-Mining-ASICs geschlossen wurde.
Für das 1. Quartal 2023 berichten Block einen Gesamtumsatz von 1,71 Milliarden USD, also ein Zuwachs von 50 M USD gegenüber dem 4. Quartal, oder ~32% gegenüber dem Vorjahr, was zu einem Nettoverlust von nur noch 17 M US Dollar führt. Im Vergleich zum Vorquartal stieg der Gewinn aus Bitcoin wieder von 35 M USD auf 50 M USD, getrieben durch eine Zunahme der Menge der an Kunden verkauften Bitcoins. Damit haben Block Bitcoin im Wert von 2,16 Milliarden US Dollar an ihre Cash-App Kunden verkauft, ein Zuwachs von nur 16% im Vergleich zum Vorjahr, trotz leichtem Kursverlust im gleichen Zeitraum. Insgesamt kauften Cash-App Nutzer Bitcoin im Wert von über 7 Milliarden US Dollar.
Block haben im letzten Quartal keine Impairment Charge gebucht, da, wie bei MSTR auch, der leichte Anstieg des Kurses dazu geführt hat, dass Block unterm Strich keine realisierten Verluste durch seine Bitcoin Bestände erleidet. Zum Ende des Quartals bewerteten Block den Zeitwert ihrer Bitcoin-Bestände mit 229 M USD, also 126 M USD höher als am Ende des 4. Quartals 2022.
Fazit: Wie man sehen kann, sind im Vergleich zu den Vorquartalen die von mir aufgelisteten Firmen weniger geworden. Das liegt zum einen daran, dass Firmen wie Nvidia ihren Rückzug aus dem Geschäft mit Bitcoin-ASICs bekannt gegeben haben, aber auch an der voranschreitenden Konsolidierung anderer Geschäftsbereiche und der Welle von Bankenpleiten im ersten Quartal (RIP Silvergate und Signature).
Auf der anderen Seite ist momentan, durch die makroökonomische Umgebung, kein guter Zeitpunkt für IPOs. Nicht ohne Grund stürzen sich alle Banken auf die wenigen Firmen, die es versuchen und alle namhaften Investment-Banken streichen ohne Ende Stellen in diesem Bereich. Unterm Strich gibt es also weniger an der Börse notierte Unternehmen, die direkt oder indirekt im Bitcoin-Sektor tätig sind, als noch vor einem Jahr.
Das Gros dieser notierten Unternehmen ist im Bitcoin-Mining-Bereich tätig, doch um ein Bild zu zeichnen, reicht es für dieses Outlet, eine dieser Firmen zu beleuchten. Vielleicht ist es sinnvoll für das nächste Quartal eine Mining-Firma reinzunehmen, die einen anderen Ansatz als Marathon verfolgt.
🫳🎤
// News
Nevadas FID hat das Unternehmen Prime Trust, welches unter anderem Bitcoin und Kryptowährungen für Firmen wie Strike, Swan oder Coinbits "sicher" verwahrt hat, unter Konkursverwaltung gestellt. Prime Trust hat laut den Gerichtsakten im Dezember 2021 den Zugriff auf verschiedene Krypto-Wallets verloren und anschließend Einlagen von Kunden dazu verwendet, die fehlenden Beträge nachzukaufen, um sie für die Abwicklung von Abhebungen anderer Kunden zu verwenden. Klassischer Polyeder, dessen Kanten aus den Kanten eines ebenen Polygons und den Verbindungsstrecken der Ecken des Polygons mit einem nicht in der Polygonebene gelegenen Punkt bestehen.
// Candy
Kurzurlaub in 3... 2... 1... Muh Muh Glockengerassel Muh!
In diesem Sinne, 2... 1... Risiko!
Sven