#60 // Block 801243 // 1.8.2023 // ETF, SEC, COIN, BLK, BINANCE 🏦📄📈 pt.2
Die SEC hat Anklagen gegen Binance und Coinbase erhoben. Bei Binance geht es um Täuschung, Irreführung, und Marktmanipulation. Coinbase wird wegen Verstoßes gegen Registrierungsbestimmungen angeklagt. Doch was hat das mit einem Bitcoin-ETF zu tun?
// TL;DR
- Binance muss weg 👢
- Coinbase ist ein unartiger Sohn 🧒
- Nur wenn Coinbase zuschaut, will die SEC kuscheln 👀
Bisher hat die SEC Bitcoin-Spot-ETF-Anträge abgelehnt, während andere Bitcoin-verbundene Produkte wie Futures-Kontrakte zugelassen wurden. Die Hauptbedenken der SEC liegen in Bezug auf Marktmanipulation, Betrug, Liquidität und Transparenz. Die Regulierungsbehörde zeigt auch Interesse daran, eine klare Regulierung für Kryptowährungsbörsen zu schaffen.
Wir haben gesehen, dass BlackRock und andere Finanzdienstleister Anträge für Bitcoin-Spot-ETFs bei der SEC eingereicht haben. Ein Bitcoin-Spot-ETF wird voraussichtlich den Markt dominieren, und die SEC hat bisher zögerlich auf die Anträge reagiert. In diesem Artikel wollen wir uns mit der Rolle von Coinbase und Binance sowie dem langfristigen Plan der SEC befassen.
Auf die Implikationen eines Spot-ETFs für den Bitcoin-Markt gehen wir dann im nächsten Teil ein.
Im letzten Artikel haben wir uns angeschaut, was ein ETF ist und wie ein Bitcoin-Spot-ETF aufgebaut werden könnte. Doch die Geschichte endet nicht mit dem Antrag von BlackRock und den darauf folgenden Anträgen der anderen Finanzdienstleister.
ETFs werden als börsengehandelte (Exchange-Traded) Fonds bezeichnet, weil sie genau wie Aktien an einer Börse gehandelt werden. Die meisten ETFs sind so strukturiert, dass sie, ähnlich wie traditionelle Investmentfonds, mehrere zugrunde liegende Vermögenswerte halten, aber einige Produkte (darunter Gold ETFs und in Zukunft auch Bitcoin-ETFs) bilden lediglich den Wert eines "Underlyings", also eines Vermögenswertes.
Das von BlackRock (und den anderen Antragstellern) vorgeschlagene Produkt soll das Grantor-Trust-Modell übernehmen und seine Struktur dem von Gold-Investment-Trusts nachempfinden. Das bedeutet, dass der Besitz von Anteilen am Bitcoin-Spot-ETF für steuerliche Zwecke dem Besitz des zugrunde liegenden Vermögenswerts gleichkommt.
SEC vs. Binance
Kurz bevor BlackRock ihren Antrag auf einen Bitcoin-Spot-ETF einreichten und damit die SEC in die Schlagzeilen der Finanz- und Bitcoin Welt geriet, machte die SEC in der Bitcoin- und Digital Assets-Welt schon von sich hören, als sie kurz hintereinander gegen Binance und Coinbase Anklage erhob.
Binance ist die zurzeit größte Börse für Digitale Assets der Welt. Binance bietet jedoch nicht nur den Handel mit Krypto-Werten, sondern auch eine Reihe von gehebelten Produkten, eigener Coins und Tokens, usw. an (Shitcoin-Casino).
“Through thirteen charges, we allege that Zhao and Binance entities engaged in an extensive web of deception, conflicts of interest, lack of disclosure, and calculated evasion of the law,” Gary Gensler, Chairman, SEC
Vor allem ist Binance kein in den USA registriertes Unternehmen. Lediglich ein Schwesterunternehmen, Binance.us, ist offiziell in den USA registriert und hat offiziell und nach eigenen Angaben mit den Geschäften des Hauptunternehmens direkt nichts zu tun.
Die SEC klagt Binance also nicht nur wegen ihrer Angebote im Krypto-Sektor an, sondern erhebt spezifische Vorwürfe der Irreführung und Täuschung von Kunden, des Betreibens von unregistrierten Börsen, Clearingstellen und Broker-Dealer Aktivitäten, sowie Verstrickungen mit Binance.us (einer Handelsbörse, die wie gesagt offiziell unabhängig von Binance agieren soll), sowie dem Washtrading und dem Verkauf von unregistrierten Wertpapieren (mehr zu dem Thema Securities hier ➡️ https://genexyz.ghost.io/23-kw04/).
“We allege that Zhao and the Binance entities not only knew the rules of the road, but they also consciously chose to evade them and put their customers and investors at risk – all in an effort to maximize their own profits,” Gurbir S. Grewal, Director, SEC’s Division of Enforcement
Die SEC argumentiert also Changpeng Zhao (CEO von Binance) und Binance hätten Anleger über ihre Risikokontrollen und korrupten Handelsvolumina in die Irre geführt und gleichzeitig aktiv verschwiegen, wer der eigentliche Betreiber der Plattform ist. Damit hätten Binance-Plattformen ihren Anlegern übergroße Risiken und Interessenkonflikte beschert.
Darüber hinaus wurde in Folge der Anklageerhebung bekannt, dass es bei Geldflüssen bei Binance einen deutlichen Hinweis auf einen Mangel an internen Kontrollen gibt. Interne Kontrollen sollen normalerweise sicherstellen, dass Kundengelder klar identifizierbar und von den Unternehmenseinnahmen getrennt sind. Eine Vermischung von Anleger- und Geschäftsgeldern gefährdet das Vermögen der Kunden, da deren Verbleib verschleiert wird.
Interessanterweise nutzt die SEC weiterhin die Klageschrift gegen Binance, um das Thema 'unregistrierter' Wertpapiere etwas zu erhellen. Zuvor hatte die SEC sich nur in wenigen Einzelfällen dazu geäußert, welche Digitalen Assets sie als unregistrierte Wertpapiere betrachtet, doch in der Anklageschrift werden SOL, ADA, MATIC, FIL, ATOM, SAND, MANA, ALGO, AXS, COTI, BUSD, and BNB explizit als solche bezeichnet.
Alleine vier der genannten Assets finden sich unter den 10 größten Werten (ausgenommen Stablecoins) und die anderen tummeln sich auch irgendwo in den Top 50. Der aufmerksame Sherlock Holmes wird bemerkt haben, dass es dünn wird für den "kRyPtO"-Markt. Unter den Top 10 bleiben noch 3 Proof-of-Work Coins, von denen einer den Howey-Test nicht erfüllt (und es ist nicht Doge), Ripple (XRP) und die SEC stehen schon seit 2020 vor Gericht und meiner Meinung nach ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die SEC sich bzgl. Ethereum äußern muss (wird).
SEC vs. Coinbase
Nur einen Tag nach Veröffentlichung der Pressemitteilung, dass die SEC Anklage gegen Binance erhebe, veröffentlichte die SEC die nächste Pressemitteilung: Die SEC erhebt auch Anklage gegen Coinbase, die größte in den USA registrierte Börse für den Handel mit Digital Assets.
Anders als bei Binance hingegen konzentriert sich die SEC bei der Anklage gegen Coinbase einzig auf den Handel mit unregistrierten Wertpapieren und den damit einhergehenden Dienstleistungen.
“We allege that Coinbase, despite being subject to the securities laws, commingled and unlawfully offered exchange, broker-dealer, and clearinghouse functions,” Gary Gensler, Chairman, SEC.
Konkret hätten Coinbase gegen bestimmte Registrierungsbestimmungen des Securities Exchange Act und des Securities Act verstoßen. Coinbase hätten seit mindestens 2019 Milliarden Dollar verdient, indem sie den Kauf und Verkauf von unregistrierten Wertpapieren unrechtmäßig erleichtert haben.
Interessant ist, dass die SEC ein weitere Dienstleistung in die Anklage einbaut, die bisher keine Erwähnung gefunden hat: "Darüber hinaus hat Coinbase, wie wir behaupten, sein Staking-as-a-Service-Programm nie gemäß den Wertpapiergesetzen registriert, was den Anlegern erneut wichtige Offenlegungs- und andere Schutzmaßnahmen vorenthält“ (Gensler).
Dies zeigt, dass die SEC, ohne sich bisher explizit zu Ethereum geäußert zu haben, eine Meinung gegenüber Staking vertritt, und zumindest die Bereitstellung von Staking-Services als rechtswidrig erachtet. Dies könnte einer der Gründe sein, dass Ethereum noch nicht ins Rampenlicht gerückt wurde, und zwar, dass die SEC die Anklageschrift gegen die Ethereum-Foundation und damit ein Ungetüm an Financiers (JP Morgan, MasterCard, Consensys, etc.) gründlich vorbereitet, um sich für einen enormen Rechtsstreit wetterfest zu machen. Allerdings scheinen interne Ansichtspunkte und Betrachtungsweisen schon ihren Weg in andere Anklageschriften zu finden.
Darüberhinaus zitiert die SEC mit AXS, CHZ, FLOW, ICP, NEAR, VGX, DASH und NEXO eine weitere Reihe von Shitcoins, die sie als unregistrierte Wertpapiere einstufen und damit den Handel mit selbigen untersagen.
Es gibt immer wieder Erzählungen von Leuten, die mit der Sache betraut sind, dass Coinbase aktiv daran arbeiten, einen gemeinsamen Weg mit der SEC zu finden, das Geschäftsmodell zwischen regulatorisch stabile Leitplanken zu bringen. Oft, wenn diese Erzählungen aus dem Coinbase Camp kommen, heißt es, die SEC sei stur und ließe sich nicht auf die Avancen seitens Coinbase ein. Wiederum andere sagen, dass die SEC schlicht überfordert wäre und Coinbase alles daran läge, schnell eine Lösung zu finden.
"You simply can’t ignore the rules because you don’t like them or because you’d prefer different ones: the consequences for the investing public are far too great.”
Wenn man allerdings den in der Pressemitteilung zitierten Satz von Gurbir S. Grewal (Director, SEC’s Division of Enforcement) anschaut, wird klar, dass aus Sicht der SEC scheinbar relativ früh und relativ offen kommuniziert wurde, was der rechtliche Rahmen des Möglichen ist. Wahrscheinlich wurden Coinbase auch früh darüber informiert, dass der Handel mit den meisten (oder allen) gelisteten Assets (außer Bitcoin), sowie das Anbieten von Staking als Dienstleistung, nicht mit den Leitplanken konform ist, die die SEC für eine zukünftige, rechtlich stabile Regulatorik des Marktes hält. Doch die freiwillige Einhaltung dieser von der SEC 'lose' formulierten Richtlinien hätte für Coinbase das Wegbrechen von 99% ihres Geschäftsmodells bedeutet.
Coinbase listen über 250 handelbare Assets auf ihrer Seite, viele davon lassen sich 'staken', viele weitere Dienste, die Coinbase anbietet, sind von den darunterliegenden Plattformen abhängig. Es ist klar, dass Coinbase den Moment so lange vor sich herschieben wollten, wie eben nur möglich. Denn während Bitcoin als einziges auf Coinbase gehandeltes Asset deutliche YTD Performance an den Tag legt, sinkt die Zahl der auf der Plattform gehaltenen bitcoins zusehends (gut, endlich begriffen!).
Diese Woche dann der Beweis. In einem Artikel der Financial Times erklärt Brian Armstrong, CEO von Coinbase, dass die SEC klare Empfehlung ausgesprochen hat, schon bevor sie letzten Monat rechtliche Schritte gegen das Unternehmen einleitete.
“They came back to us, and they said . . . we believe every asset other than bitcoin is a security,” Armstrong said. “And, we said, well how are you coming to that conclusion, because that’s not our interpretation of the law. And they said, we’re not going to explain it to you, you need to delist every asset other than bitcoin.”
Das ergibt absolut Sinn und stützt meine These, dass die SEC gar nicht vor hat 'gegen' Coinbase zu sein. Vielmehr sieht es aus, als würden sie klarstellen wollen, dass es im geltenden Rechtsrahmen durchaus Platz für gewisse Unternehmen gibt, solange diese sich an geltendes Recht halten und nicht wie Binance offensichtlich gängige Gesetze und Regeln umschiffen. Es scheint, als wolle die SEC den 'Markt' schützen, indem sie betrügerische Firmen wie Binance auf Täuschung, Irreführung und Marktmanipulation verklagt. Gleichzeitig handelt sie bei Firmen wie Coinbase wie ein strenger Vater, der eigentlich das Beste für sein Kind möchte, aber nach wiederholten Versuchen der Gesprächsfindung nur noch harte Strafen als geeignetes Mittel sieht.
Aber warum ist der SEC daran gelegen, dass Coinbase rechtskonform und innerhalb der Leitplanken der SEC handelt?
Neue ETF Anträge mit Hilfe von Coinbase
Laut einem Bericht des Wall Street Journal hat die SEC auf die hereinbrechende Flut von Anträgen für Bitcoin-Spot-ETFs mit Bedenken reagiert. Sie erklärte zunächst, dass es den Anträgen an Klarheit und umfassenden Informationen mangele und diese somit unzureichend seien.
Die SEC hatte schon bei früheren (abgelehnten) Anträgen u.a. ihre Bedenken bezüglich der Überwachung der Handelsplattformen geäußert. Wie oben beschrieben, ist die mögliche Marktmanipulation durch unregulierte Börsen einer der Hauptgründe seitens der SEC gewesen, frühere Anträge abzulehnen. Allerdings war man davon ausgegangen, dass diese Bedenken der SEC durch eine Vereinbarung zur gemeinsamen Überwachung des Marktes durch eine regulierte Spot-Bitcoin-Handelsplattform in Zusammenarbeit mit einem der US-Handelplätze (Nasdaq, NYSE, CBOE, etc.) ausgeräumt werden könnten.
Dementsprechend teilte die SEC den Börsen (und Antragstellern) mit, dass in den eingereichten Unterlagen wichtige Details bezüglich der genauen Vereinbarung zur gemeinsamen Umsetzung der Überwachungsvorhaben fehlten. Diese Nachricht wurde von vielen Beobachtern als negativ eingestuft: "Die SEC versteht nicht, was hier erreicht werden soll. Die SEC stellt sich quer. Die SEC ist automatisch gegen Bitcoin." war die Essenz der meisten Reaktionen. Allerdings lese ich persönlich die Reaktion der SEC ähnlich, wie auch die Anklageerhebung gegen Coinbase. Die SEC spielt ganz klar nach den eigenen formulierten und klar kommunizierten Regeln und versucht den Mitspielern die Leitplanken aufzuzeigen. Der Tenor scheint klar: "Wir haben euch die Regeln erklärt, nach denen wir mit euch spielen (hört mit der Shitcoinerei auf!). Befolgt diese und wir kommen ins Gespräch."
Wonach die SEC scheinbar explizit zu fragen scheint, ist ein sogenanntes Information-Sharing Agreement (ISA), also eine Vereinbarung zum Informationsaustausch. Diese Vereinbarung zwingt eine Handelsplattform dazu, Handelsdaten bis hin zu persönlichen Informationen wie den Namen und den Adressen der Kunden weiterzugeben. Ein solches ISA scheint bislang in den Anträgen gefehlt zu haben, weshalb die SEC auf die Anträge reagierte und diese als unvollständig zurückwies. Mit der neuen Welle an korrigierten Anträgen scheinen die meisten Antragsteller diese Unvollständigkeit behoben zu haben.
Und wen listet JEDER der Antragsteller als Partner zum Informationsaustausch? Rate, rate? Richtig, Coinbase!
Die Chicago Board Options Exchange (CBOE), eine Optionsbörse, die u.a. die Anträge zusammen mit den oben genannten WisdomTree, VanEck, Invesco und ARK stellte, erzielte kurzerhand mit Coinbase eine Einigung über die Bedingungen für den Abschluss eines ISA und reichte alle Anträge mit den neuen Bedingungen erneut ein.
Wie wir also sehen, deutet alles darauf hin, dass die SEC einem Bitcoin-Spot-ETF eigentlich positiv geneigt ist, sollten die Konditionen, die sie stellt, erfüllt sein. Und in Garys perfekter Welt, sehen diese Konditionen vor, dass ein solcher ETF mit Hilfe von Coinbase als Informations-Austauschs-Partner funktioniert, und dass Coinbase ein artiges in den USA börsennotiertes Unternehmen wird, dass keine Shitcoinerei betreibt und sich auf den Spot-Handel mit Bitcoin konzentriert. Denn die derzeit anderen angebotenen Services wie Clearingstellen und Broker-Dealer-Aktivitäten stehen im direkten Gegensatz zu potenziellen Aktivitäten und Interessen von Kunden.
Wir sehen also, dass ein "größerer Plan" hinter den Aktionen der SEC zu stehen scheint. Meiner Meinung nach gibt es verschiedene Theorien und Hinweise, die darauf schließen lassen, dass die SEC a) den Markt regulieren will, bevor sie ein BlackRock-Produkt genehmigt, b) ausländische (und damit nicht leicht regulierbare) Unternehmen aus dem Markt drängen will, um damit Unternehmen wie BlackRock den Handel zu vereinfachen und c) andere Interessengruppen an der Entscheidung der SEC beteiligt zu sein scheinen. Man könnte so weit gehen zu behaupten, dass anhängige Klagen und Untersuchungen ein Stück weit sogar den Kurs drücken und Bitcoin in der allgemeinen Wahrnehmung, als riskant dastehen lassen, was Unternehmen wie Blackrock dabei hilft die nötigen bitcoins zu einem relativ günstigen Preis zu akkumulieren, bevor eine Genehmigung und die implizite Anerkennung von Bitcoins Wert dazu führen, dass der Preis rasant steigt. Dies wäre ein Eingriff in den Wettbewerb und gibt BlackRock et al einen klaren Vorsprung gegenüber anderen Institutionen.
Aber wie genau sich ein Bitcoin-ETF (vor allem unter der Steuerung eines Unternehmens wie Blackrock) auf den Markt ausüben könnte, und welche Implikationen dies haben könnte, schauen wir uns dann in Teil 3 an.
🫳🎤
// Candy
In diesem Sinne, 2... 1... Risiko!
Sven