#21 // KW40 // 6.10.2022 // Bitcoin in der deutschen Politik 🗳️

Beschäftigt sich die deutsche Politik mit Bitcoin? Es ist nicht leicht, diese Frage mit ja oder nein zu beantworten. Mit Hilfe von Regierungsprogrammen der großen Parteien, des Koalitionsvertrags der Regierung und der Strategiepapiere der Superministerien wollen wir uns einen Überblick verschaffen.

Block Height 757400Price 20.125 USD • Preis 20.355 EUR • WoW 3.9% • MVRV 0,95 • Market 🐻🐻🐻

// Today's Menu 📜

  • Bitcoin ist keine Kryptowährung 🔫
  • Parteien, Politiker und Regierungen wissen nicht viel über Bitcoin 🙀
  • Die Grünen 🤢

// Starter 🍸

Politik, Politik, Politik. Wenn ich morgens die Kaffeemaschine anschmeiße und Google anweise das Radio anzumachen, höre ich als erstes die Nachrichten. In letzter Zeit ist immer nur von Politik die Rede, Robert H. tut dies, Christian L. tut jenes, Olaf S. tut wie immer nichts 👻Deshalb habe ich mich gefragt, wie es mit unserem Lieblingsthema  - warum sonst lest ihr diesen Beitrag? - bei unseren Lieblingsvolksvertretern aussieht, wenn sie nicht gerade damit beschäftigt sind, irgendetwas zu tun, das den "Steuerzahler" wahlweise be- oder entlastet, je nach dem, wie im Regierungsviertel der Wurstwind steht.

Was ist denn sonst so passiert?

Initial Code Release for Taro Protocol: Building the (Tap)Root of the World’s Financial Network with Bitcoin
A Taproot-powered protocol for issuing assets that can be transferred over bitcoin and in the future, the Lightning Network for instant, high volume, low fee transactions.

In den Ausgaben #12 und #13 haben wir uns tiefer mit den verschiedenen Layer 2 Applikationen bei Bitcoin beschäftigt. Taro habe ich in diesem Zuge ganz kurz angerissen und als Protokoll zum Herausgeben von Assets (bekanntestes Beispiel Smart Contracts oder NFTs) auf Basis von Bitcoin vorgestellt. Nun ist die erste Version des schon seit mehreren Wochen besprochenen Protokolls für Entwickler veröffentlicht worden. Langsam aber sicher klaubt sich Bitcoin mit Hilfe von L2 und L3 Protokollen die Anwendungsbereiche wieder, deren einziger Gegenstand vielen Nicht-so-gute-Coins zugrunde liegt (wir versuchen gerade unseren Kindern beizubringen, dass Scheiße bzw. Shit "Nicht-so-gut" heißt).

Grayscale’s GBTC Discount to NAV Breaks Records as Spread Widens by More Than 35% – Bitcoin News
Grayscale’s GBTC has dropped to a new low this week as the bitcoin fund tapped a record 35.18% low against bitcoin spot prices.
https://archive.ph/sTk09

Wer Zugang zu Anlagevehikeln wie GBTC hat, sollte sich gerade gründlich Gedanken machen, ob ein 35%er Abschlag auf den Spotpreis nicht das Risiko wert ist, für eine Weile länger nicht verkaufen zu können. Die Modalitäten sollten aus Ausgabe #7 bekannt sein. Spannend.

Microstrategy Is Seeking a Full-Time Lightning Network Engineer to Build a SaaS Platform – Bitcoin News
According to a recent job listing, Microstrategy is seeking a full-time Bitcoin Lightning Network software engineer.
https://archive.ph/iSEx4

Ein bisschen mehr über MicroStrategy, unserer Lieblingsfirma, deren Produkte wir alle nicht kaufen, in der News Section, und später noch im Candy Bereich. Lightning ist auf dem Vormarsch. Gefühlt - also subjektiv - lese ich mittlerweile genauso viele Artikel über Lightning, wie über Bitcoin als Baselayer. Die Anwendungsbeispiele sind unendlich und, dass MSTR einen Vollzeit-Entwickler einstellt, sind nur bullische Anzeichen dafür, dass über Investments hinaus auch tatsächliche Anwendungen im Angebotsrepertoire von MSTR mit Hilfe von Lightning entstehen.

Jetzt ein kurzer Blick unter die Motorhaube.

Natürlich ist die leichte Entkopplung von Bitcoin im Vergleich zu anderen Risikoanlagen ein großer Vertrauensbeweis, aber auch Vorschuss. In der letzten Woche hat sich Bitcoin wirklich hervorgetan und Aktien stark übertroffen. Aktien sind teilweise dramatisch gesunken, während Bitcoin fast stoisch seitwärts handelt. Dies kann man als geneigter Optimist vielleicht sogar als Zeichen dafür werten, dass die Talsohle erreicht ist.

Realized Price

Realized Price = Realized Cap / Anzahl der bitcoins im Umlauf. Realized Cap, also eine realistischere Sicht auf die Marktkapitalisierung, wird wiederum berechnet, indem jedem UTXO der letzte Wert zugeschrieben wird. Ist die Market Value to Realized Value (MVRV) <1 heißt dies, dass der durchschnittliche Bitcoin Investor unter Wasser ist.
via CryptoQuant.com

Der MVRV liegt mit 0,95 immer noch knapp unter 1. Das Aufwärtsmomentum ist allerdings stark und hoffentlich lässt sich an dieser Stelle nächste Woche eine erfreuliche Nachricht verkünden.

Hashpreis / Difficulty

Hashpreis = Bitcoin Preis / Hashrate. Der von Minern generierte Umsatz pro Tera-Hash. Difficulty ist die mathematisch Schwierigkeit, die eine Blockzeit von ca. 10 Minuten erzeugt.

Die Hashrate verbucht trotz des derzeit stagnierenden Bitcoin-Preises fast wöchentlich neue ATHs. Dies deutet darauf hin, dass es dem Mining-Sektor gut geht und Investoren und andere Geldgeber ein relativ geringes Risiko auf dem Markt wahrnehmen. Minern gelingt es darüber hinaus, Fremdkapital aufzutreiben, um bitcoins nicht verkaufen zu müssen.

HODL-Waves

HODL-Waves zeigen den Prozentsatz der vorhandenen bitcoins, die zuletzt innerhalb eines bestimmten Zeitraums bewegt wurden.
via Glassnode.com

Historisch gesehen bewegen sich bitcoins während Bullenmärkten am wenigsten. Ein steigender Kurs geht einher mit steigendem Vertrauen und Überzeugung. Bullenmärkte sorgen eher dafür, dass neue Marktteilnehmer hinzukommen und Coins werden hin und her bewegt, aber selten verkauft. Bei Bärenmärkten ist das Gegenteil der Fall. Umso verblüffender und positiv sind die Nachrichten, dass fast 62% der bitcoins im Netzwerk seit über einem Jahr unbewegt blieben. Diese HODLer haben den Preissturz vom ATH von ca. 67.500 bis auf unter 20.000 (was einem Rückgang von über 72% entspricht) mitgemacht und nicht verkauft.

Lightning Network Capacity

Heute stelle ich eine neue Metrik vor, die ich zeitweise verfolge. Dieses Diagramm zeigt die kumulierte Kapazität aller Nodes im Lightning-Netzwerk. Wie man sehen kann ist die LN-Kapazität explodiert! Mittlerweile befinden sich fast 5.000 bitcoins in Channels.

// Meat 🥩

Beschäftigt sich die deutsche Politik mit Bitcoin? Es ist nicht ganz leicht diese Frage mit ja oder nein zu beantworten, da es innerhalb der verschiedenen Parteien, aber auch der Länder- und Bundesregierung kleine und größere Gruppen, sogenannte Arbeitsgruppen und Task-Forces, gibt, die sich mit speziellen Themen befassen. Um einen ersten Überblick zu erhalten habe ich mir die Regierungsprogramme der großen Parteien der Bundestagswahl im Herbst 2021, den Koalitionsvertrag der aktuellen Regierung und die Strategiepapiere der Superministerien angeschaut. Ohne die Spannung vorwegnehmen zu wollen, es ist ernüchternd.

SPD Regierungsprogramm

Nix! Weder Bitcoin, noch Blockchain oder Kryptowährungen werden erwähnt.

CDU/CSU Regierungsprogramm

Der Begriff Blockchain kommt hier immerhin 6 mal vor. Die CDU/CSU möchte "wichtigen industriellen Zukunftsfeldern" einen Platz in Europa bieten und Deutschland dabei zu einer "Hochburg" für diese Technologien entwickeln. Des Weiteren verweist die CDU/CSU hier auf die Blockchain-Strategie, die wir später noch näher betrachten. Von Bitcoin im Speziellen oder Kryptowährungen im Allgemeinen ist an keiner Stelle die Rede.

FDP Regierungsprogramm

Auch die FDP nähert sich dem Thema Blockchain wage an und erwähnt diese 2 mal in ihrem Programm. Auch das Thema Kryptowährungen wird besprochen und zumindest in einem positiven Kontext "begrüßt". Konkrete Schritte oder Pläne werden nicht erläutert.

Wir begrüßen zudem alternative Tauschmittel wie Kryptowährungen auf Blockchain sowie anderen Basen und wollen die Schaffung eines verlässlichen rechtlichen Rahmens fördern und weiterentwickeln.

Grünen Regierungsprogramm

Jetzt wird es schwierig. Die Grünen sind pro einer Euro-CBDC der EZB, da sie meinen, dass diese Rechtssicherheit für Verbraucher//innen schafft. In Ausgabe #5 haben wir schon besprochen, dass CBDCs Zentralbankgeld darstellen und die Zentralbanken Konten direkt verwalten. Die Einzigen, die Rechtssicherheit erhalten, sind die Zentralbanken und durch Erweiterung der Staat. Denn CBDCs sind - anders als Bargeld - programmiertes und transparentes Geld, mit dem  sich die Herkunft somit alle historischen Daten sowie Daten über den Verwendungszweck nachvollziehen lassen.

Weiter setzen die Grünen den Gebrauch von Kryptowährungen mit Geldwäsche, Kinderpornografie, Steuerhinterziehung und Terrorfinanzierung gleich. Das lassen wir mal unkommentiert so stehen.

Wir befürworten die Initiative der Europäischen Zentralbank (EZB), einen digitalen Euro zu schaffen. Sie gewährleistet dabei Daten- und Rechtssicherheit für Verbraucher*innen und Unternehmen und erhöht die Effizienz der Euro-Transaktionen. [...] Bei allen digitalen Zahlungen und Kryptowährungen müssen die tatsächlichen wirtschaftlich Berechtigten analog zu Regelungen beim Bargeld ab einer gewissen Schwelle ermittelt werden. Zur Bekämpfung von Verbrechen wie Geldwäsche, Darstellung sexualisierter Gewalt gegen Kinder, Steuerhinterziehung und TerrorFinanzierung braucht es auch für den Bereich des digitalen Bezahlens klare Regeln. Bestehende Kooperationspflichten von Kryptotauschbörsen wollen wir erweitern und Ermittlungsbehörden angemessen in diesem Bereich schulen. Wir wollen den rasanten Entwicklungen im Bereich dezentraler Finanzanwendungen gerecht werden und die Chancen und Risiken von Kryptowährungen und Blockchains differenziert ausloten.

Insgesamt werden Kryptowährungen in einem sehr negativ gefärbten Licht dargestellt. Kurzfassung: CBDCs und damit staatliche Kontrolle top! Kryptowährungen und Kryptotauschbörsen kriminell und zu wenig reguliert! Achja, aber Blockchain als Technologie "loten wir aus". Haben wir noch was vergessen? Stimmt, mehr Steuern! Denn wie wir letzte Woche gesehen haben, sind Gewinne aus der Veräußerung von virtuellen Währung steuerfrei, wenn zwischen Kauf und Verkauf mindestens 12 Monate liegen. Diese Regel wollen die Grünen abschaffen und alle Transkationen besteuern.

Auch werden wir die Steuerfreiheit für andere Veräußerungsgewinne, beispielsweise beim Handel mit Edelmetallen, Rohstoffen oder Kryptowerten, abschaffen.

Linkspartei Regierungsprogramm

Bei der Linkspartei wird die Technologie Blockchain erst gar nicht erwähnt, allerdings wird von Kryptotechnologie gesprochen, und wie soll es auch anders sein, sollen Zahlungen mit dieser Technologie besser beaufsichtigt werden. Als einzige Partei befasst sich die Linkspartei auch mit dem Thema Mining. Dieses ist deren Ansicht nach energie- und ressourcenverschwendend und muss deshalb verboten werden. Wenn mich eine Sache wundert, dann dass ich diesen Absatz in diesem und nicht im Regierungsprogramm der Grünen gefunden habe.

Die Antigeldwäscheeinheit des Zolls (FIU) hat im Kampf gegen Geldwäsche versagt und verfügt nicht über kriminalistisch geschultes Personal. Wir brauchen eine stärkere Einbeziehung der Kriminalämter in die Analyse von Geldwäscheverdachtsmeldungen. Insbesondere der Immobilien- bzw. Nichtfinanzsektor sowie die neuen Fintech-Unternehmen, die Zahlungen im Internet abwickeln oder Kryptotechnologie nutzen, müssen besser beaufsichtigt werden.
Wir streben ein Verbot der energie- und ressourcenverschwendenden Erzeugung sogenannter Kryptowährungen an.

Wie wir alle wissen, haben SPD, Grüne und FDP als Koalition die Wahl für sich entscheiden können und so musste aus den Regierungsprogrammen der drei Parteien ein Koalitionsvertrag geschaffen werden. Welche der Forderungen aus den Programmen übernommen und in den Vertrag eingebaut wurden, schauen wir uns als nächstes an.

Koalitionsvertrag zwischen SPD, Grünen und FDP

Gänzlich neu und in keinem der Programme zu finden, ist der Ansatz der neuen Regierung, den veralteten und sehr mühseligen Ablauf beim Erwerb von Immobilien mit Hilfe eines "Grundbuches auf der Blockchain" zu prüfen. Dies ist ein persönliches Reizthema für mich und etwas, das ich schon seit Jahren fordere. Ich bin also sehr dafür.

Wir geben eine Machbarkeitsstudie in Auftrag um zu untersuchen, ob ein Grundbuch auf der Blockchain möglich und vorteilhaft ist.

Außerdem will die Regierung die Blockchain dazu nutzen, um Cum-Ex ähnliche Geschäfte zu verhindern. Ich finde es beachtlich, dass das Thema Blockchain zumindest Erwähnung findet und darüber hinaus handfeste Anwendungsbereiche geschaffen wurden. Ob diese tatsächlich Umsetzung finden wird, bleibt abzuwarten.

Aufbauend auf den Maßnahmen der letzten Legislaturperiode werden wir alles dafür tun, missbräuchliche Dividendenarbitragegeschäfte zu unterbinden. Um dies betrugssicher sicher zu stellen, wollen wir neue technische Möglichkeiten, z. B. Blockchain, noch stärker nutzen.

Der positive Ton gegenüber dem Thema Blockchain und digitalen Finanzdienstleistungen (ich begrüße, dass Kryptowährungen als Begriff ersetzt wurde) scheint es aus dem Programm der FDP in den Vertrag hinüber geschafft zu haben. Die Regierung öffnet sich dem Thema, will den finanziellen, rechtlichen und regulatorischen Rahmen schaffen, um Deutschland zu einem der führenden Standorte machen und schlägt proaktiv Anwendungsbeispiele, wie z.B. die Emission elektronischer Wertpapiere, vor.

Für FinTechs, InsurTechs, Plattformen, NeoBroker und alle weiteren Ideengeber soll Deutschland einer der führenden Standorte innerhalb Europas werden. Es gilt, die mit den neuen Technologien, wie z. B. Blockchain, verbundenen Chancen zu nutzen, Risiken zu identifizieren und einen angemessenen regulatorischen Rahmen schaffen. Wir werden deshalb für effektive und zügige Genehmigungsverfahren für FinTechs sorgen. Digitale Finanzdienstleistungen sollten ohne Medienbrüche funktionieren; dafür werden wir den Rechtsrahmen schaffen und die Möglichkeit zur Emission elektronischer Wertpapiere auch auf Aktien ausweiten.

Im nächsten Absatz wird ein konkreter Ansatz zur Regulierung des Kryptobereichs durch die EU (MiCA) vorgestellt und zugleich der Standort Deutschland als gerechter und wettbewerbsfreundlicher Finanzplatz für Digitalunternehmen verteidigt. Die gesamte Formulierung wirkt auf mich sehr FDP-getrieben und scheint größtenteils durch die Verantwortlichen der Liberalen nach vorne gebracht worden zu sein.

Wir brauchen eine neue Dynamik gegenüber den Chancen und Risiken aus neuen Finanzinnovationen, Kryptoassets und Geschäftsmodellen. Wir setzen uns für ein Level-PlayingField mit gleichen Wettbewerbsbedingungen innerhalb der EU, zwischen traditionellen und innovativen Geschäftsmodellen und gegenüber großen Digitalunternehmen ein. Das europäische Finanzmarktaufsichtsrecht machen wir fit für die Digitalisierung und für komplexe Konzernstrukturen, um eine ganzheitliche und risikoadäquate Aufsicht über neue Geschäftsmodelle sicherzustellen. Wir brauchen für den Kryptobereich eine gemeinsame europäische Aufsicht. Wir verpflichten Kryptoassetdienstleister zur konsequenten Identifikation der wirtschaftlich Berechtigten.

Und dann durften die Grünen auch noch einen Absatz aus ihrem Programm unterbringen (immerhin keine Kinderpornografie):

Die EU-Aufsichtsbehörde soll sich nicht nur um den klassischen Finanzsektor kümmern, sondern auch den Missbrauch von Kryptowerten für Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung verhindern.

Wie werden also die Ideen und Ansätze des Koalitionsvertrages in der Praxis umgesetzt? Die Bundesfinanz- und Wirtschaftsministerien haben eine "Blockchain-Strategie der Bundesregierung" verfasst, in der gründlich alle möglichen Konzepte vermischt werden:

Der bekannteste – bei Weitem nicht einzige – Anwendungsfall ist die Kryptowährung Bitcoin. Mit dem sprunghaften Anstieg der Kurse von Kryptowährungen und der neuartigen Finanzierungsform sogenannter Initial Coin Offerings (ICOs) wuchs das öffentliche Interesse an der Blockchain-Technologie. Zugleich wuchs mit dem Handel von Bitcoin der damit verbundene Stromverbrauch massiv. In letzter Zeit kommen Anwendungsfälle jenseits von Kryptowährungen mehr und mehr in den Fokus.

Zunächst wird Bitcoin als Kryptowährung betitelt, aber das ist nicht das größte Problem, denn diese Debatte wird ja zur Zeit noch geführt und das Unterscheiden von Bitcoin und anderen "Kryptowährungen" wird ein Kampf sein, der noch für eine Weile gekämpft werden wird. Allerdings wird im zweiten Satz gleich auf ICOs verwiesen, welche mit Bitcoin überhaupt nichts zu tun haben, um dann wieder auf das Thema Bitcoin zurückzuspringen und das beliebte Stromverbrauch-FUD-Narrativ aufzugreifen (das BMWK - also das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz vereint unter Robert H. ja jetzt zwei Kompetenzbereiche, da darf der Verweis auf Klimaschutz natürlich nicht fehlen 😙).

Kurzer Schwenker zum Thema Energie- und Klimaschutz-FUD. Das betrifft nicht direkt das Kernthema dieser Ausgabe, scheint aber das Lieblingsthema der Politiker zu sein, wenn es um Bitcoin geht (oder Joe?). Sogar die FT hat kürzlich eine Kolumne veröffentlicht, die sich "kritisch" mit Bitcoin auseinandersetzt und vielen objektiv falschen Narrativen auf den Leim geht. Der Artikel ist als Archiv verlinkt:

Subscribe to read | Financial Times
News, analysis and comment from the Financial Times, the worldʼs leading global business publication
https://archive.ph/4AD1L

Um die Argumente gegen die Kritiker (z.B. FT Kolumnistin Jemima Kelly) kurz zu halten: Der letzte Bericht des Bitcoin Mining Councils (Juli) zeigt auf, dass 59,5% der für Bitcoin-Mining aufgebrachten Energie aus erneuerbaren Quellen stammt, und dass Bitcoin zwar 0,15% der weltweit produzierten Energie verbraucht, diese jedoch für nur 0,086% der globalen CO2-Emissionen verantwortlich ist.

Eine positive Studie über Mining herausgegeben von Minern - shocking 😋

Hinzu kommt, dass Bitcoin-Mining in den nächsten Jahren energieeffizienter wird, da Mining sich mit erstaunlicher Geschwindigkeit dem Energiesektor annähert. Dies wird zu einer exponentiellen Steigerung von Innovationen führen, die sowohl Bitcoin mittelfristig weiter dekarbonisieren, aber auch die zunehmend erneuerbaren Netze verbessern wird.

Zurück zur Politik und der Blockchain-Strategie der Bundesregierung. An anderer Stelle wird vom Blockchain-Whitepaper gesprochen und dann auf das Bitcoin Whitepaper von Satoshi verwiesen. Bis auf eine weitere Erwähnung zur Einordnung von Bitcoin als Kryptowährung wird Bitcoin selbst auf den gesamten 24 Seiten der Veröffentlichung nicht mehr erwähnt. Wie man sehen kann, wird hier Einiges durcheinandergeworfen und viele Konzepte scheinen den Autoren noch nicht ganz klar zu sein.

Es sei der aktuellen Startelf des BMWK und BMF zugute gehalten, dass dieses Strategiepapier schon im Septemeber 2019 erschienen, und damit der Vorgängerregierung zuzuschreiben ist (siehe Parteiprogramm CDU/CSU, die sich hierauf berufen), dennoch stützen sich sämtliche aktuellen Publikationen und Zielsetzungen der aktuellen Regierung auf diese Strategie und wurden dementsprechen sicherlich eingehend geprüft, auf Korrektheit kontrolliert und inhaltlich begutachtet (ODER?). Oder ist die Strategie schlichtweg vergessen worden, und durch die "Digitalstrategie" des Bundesministerium für Digitales und Verkehr (wieder zwei clever kombinierte Kompetenzbereiche) ersetzt worden? Begriffe wie Blockchain oder Bitcoin kommen in diesem Strategiepapier des BMVI nämlich gar nicht mehr vor 🤔Nur der Begriff Krypto wird hier (natürlich mit Verweis auf Nachhaltigkeit und Rechtssicherheit) kurz erwähnt:

Wir wollen den Standort Deutschland im Bereich der Finanzinnovationen und Krypto-Token weiter stärken. Dazu braucht es weiter klare und rechtssichere Steuerregeln, um Entwicklungen nicht zu behindern. Wir wollen die Finanzaufsicht weiter darin bestärken, neue, innovative Geschäftsmodelle auch bei komplexen Strukturen zu durchdringen. Wir setzen uns für eine europäische Aufsicht im Kryptobereich ein, um innerhalb Europas einheitliche Standards auch unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten zu fördern. [...] Den schnell wachsenden ökologischen Fußabdruck von digitalen Technologien wie z.B. von bestimmten Kryptowerten wollen wir monitoren und weitere Maßnahmen zur Reduktion ausarbeiten.

Das Fehlen von Blockchain und Bitcoin in dieser Strategie kann darauf zurückgeführt werden, dass weder in den jeweiligen Parteien, noch auf Ebene der Bundesregierung engagierte Fachpersonen zugegen sind, die das Thema vorantreiben wollen. Das Thema Blockchain wird hier, wenn überhaupt, ehrenamtlichen Interessenvertretern, Vereinen und Vertretern von Start-ups im Blockchain-Bereich repräsentiert. So gibt es z.B. den sogenannten Bundesblock (Blockchain Bundesverband), der thematisch aber scheinbar absichtlich von Bitcoin abrückt und sich mit anderen Anwendungsfällen der Blockchain, wie DAOs (Decentralized Autonomous Organization), SSI (Self Sovereign Identity), Steuern, sogar NFTs und dem Metaverse beschäftigt. Die Regierung selbst scheint insgesamt wenig zu dem Thema beitragen zu wollen.


// Wrap 🌯

Das oben aufgezeigte ist eine kurze Übersicht des Ist-Zustands. Das Thema Bitcoin scheint in der deutschen Politik noch überhaupt nicht angekommen zu sein, entweder, weil die Einstiegshürde zu hoch ist, oder weil das Thema für die meisten Amtsträger einfach noch keinen großen Stellenwert besitzt. Was auch immer der Grund für die Nichtbeachtung ist, es bleibt abzuwarten, ob die Regierung ihre Prioritäten falsch setzt und die wichtigste Erfindung seit dem Internet (wieder mal) verpasst, oder ob nach außen hin eine scheinheilige Nichtbeachtung suggeriert wird, während man sich an anderer Stelle detailliert mit dem Thema auseinandersetzt.

Da zumindest die EZB mit Hinblick auf CBDCs aktiv im Bereich der Digital Assets "forscht", sollte die Bundesregierung mindestens auf dem gleichen Erkenntnisstand bleiben, um etwaigen Vorstößen mit Wissen und Kompetenz entgegentreten zu können. Die Nichtbeachtung von Seiten der Parteien ist fahrlässig, öffnet aber - gerade in einem Vielparteiensystem wie Deutschland - sogar Türen, um vielleicht eine Gruppierung zu gründen, die sich dem Thema, mit Sachverstand und Ahnung, annimmt. Das wäre ein schönes Thema für eine zukünftige Ausgabe.


// Candy 🍭

BitcoinTreasuries.NET
Bitcoin Treasuries in Publicly Traded and Private entities - List of large holders

Bitcointreasuries.net ist eine Webseite, die Informationen darüber liefert, welche börsennotierten und andere große Unternehmen Bitcoin in ihrer Bilanz halten. Die Unternehmen werden nach Anzahl von gehaltenen bitcoins gerankt, die Top 10 (unten) zeigt, dass 6 der Unternehmen in den USA 🇺🇸, 3 in Kanada 🇨🇦 und 1 in Deutschland 🇩🇪 (Bitcoin Group SE) beheimatet sind. Wenig überraschend ist MicroStrategy mit 130.000 bitcoins auf Platz 1.

NameMarket CapBitcoinCurrent ValueNgU/M.Cap/21M
 Microstrategy, Inc.$2,658.71M 130,000$2,617.81M0.66x98.46%0.619%
 Marathon Digital Holdings$1,454.28M 10,055$202.48M13.92%0.048%
 Tesla, Inc. 🥬 🙌$781,612.74M 9,720$195.73M0.58x0.03%0.046%
 Block, Inc.$36,834.00M 8,027$161.64M0.73x0.44%0.038%
 Hut 8 Mining Corp$408.63M 7,406$149.13M36.50%0.035%
 Riot Blockchain, Inc.$1,143.56M 6,536$131.62M2.21x11.51%0.031%
 Coinbase Global, Inc.$19,511.55M 4,487$90.35M0.46%0.021%
 Hive Blockchain$326.29M 4,032$81.19M24.88%0.019%
 Galaxy Digital Holdings$1,585.03M 4,000$80.55M5.08%0.019%
 Bitcoin Group SE$100.20M 3,673$73.96M73.82%0.017%

Twitter Account der Woche:

MAX BIDDING

with help from SF

Super viele Referenzen auf vorangegangene Ausgaben diesmal. Fühlt sich an, wie sich selbst zu zitieren.

In diesem Sinne, 2... 1... Risiko!‌

Sven